desinfiziert: 13.720
Nach Kriegsende fand ein amerikanischer Offizier in der Tötungsanstalt Hartheim die Mordstatistik der „Organisation T4“. Diese 1942 angefertigte Aufstellung verzeichnet unter anderem die Zahl der monatlichen und jährlichen Opfer der mit Buchstaben verschlüsselten sechs „Euthanasie“-Anstalten, insgesamt 70 273 Mordopfer. Im menschenverachtenden Sprachgebrauch der Nationalsozialisten wurde ihre Ermordung als „desinfiziert“ bezeichnet.
Allein in Pirna-Sonnenstein kamen im Rahmen der „Aktion T4“ 13 720 Menschen ums Leben. Unter den ermordeten Patienten waren Menschen jeden Alters zu finden: Das jüngste Opfer war gerade zwei, das älteste 86 Jahre alt. Die Opfer waren beiderlei Geschlechts und entstammten allen sozialen Schichten. Stellvertretend sei hier erinnert an die Kinder der kirchlichen Behinderteneinrichtung Katharinenhof Großhennersdorf, Elsa Lenk (1931–1940) und Peter Jenewein (1931–1940), sowie die psychisch kranke Verkäuferin Maria Stephan (1906–1940), den im Ersten Weltkrieg verunglückten Piloten Erich Nagel (1887–1941) und die Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899–1940). Unter den Ermordeten befand sich auch eine größere Zahl polnischer und tschechischer Staatsbürger.