Frieda Hegewald (1904–1940)
Frieda Hegewald wurde am 11. Juni 1904 in Riechberg bei Nossen als kerngesundes Kind geboren. Sie war das dritte Kind ihrer Eltern Lina und Hermann Hegewald. In den folgenden Jahren kamen nochmals vier Geschwister zur Welt. Da die Familie sehr kinderreich war und der Vater nur einen einfachen Beruf als Geschirrführer hatte, waren die Lebensverhältnisse der Familie Hegewald arm. Trotzdem kauften sie sich im Jahr 1909 ein eigenes Haus in Riechberg und besaßen einen kleinen Hof mit einigen wenigen Tieren. Frieda Hegewald besuchte acht Jahre lang die Volksschule und arbeitete danach bei einem Bauern auf dem Land. Dort verliebte sie sich in den Sohn des Bauern. Jedoch war es diesem nicht möglich, ein Mädchen aus so armen Verhältnissen zu heiraten. Die Tatsache, dass der soziale Unterschied eine Heirat unmöglich machte, hat Frieda Hegewald nie verkraftet. In der Folge wurde sie krank.
Trotz mehreren Versuchen war es den Eltern Lina und Hermann Hegewald nicht mehr möglich, ihre Tochter selbst zu pflegen. Sie sahen sich sogar genötigt, die Fenster mit Draht zu versperren und die Türen ständig zu verschließen, da Frieda häufig weglief und sich dabei mitunter selbst in Gefahr brachte. Die Erkrankung von Frieda Hegewald wurde immer schwerwiegender und schließlich beschlossen die Eltern im Dezember 1933, sie in die Landesanstalt Hochweitzschen bei Döbeln einzuweisen. Im Februar 1935 wurde sie für kurze Zeit in die Landesanstalt Zschadraß verlegt, wo sie zwangsweise sterilisiert wurde. Da die Ärzte bei ihr Schizophrenie diagnostiziert hatten, galt sie als „erbkrank“ und fiel somit unter das 1933 verabschiedete „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Am 13. März 1935 wurde Frieda Hegewald von Zschadraß zurück nach Hochweitzschen verlegt und blieb dort bis zum 6. Juli des gleichen Jahres. Danach lebte sie für kurze Zeit in ihrem Elternhaus, da sie in Hochweitzschen erst wieder ab dem 24. September 1935 als Patientin registriert war. Dieser erneute Aufenthalt dauerte über fünf Jahre, in der Frieda Hegewald die Anstalt scheinbar nicht oder nur für kurze Zeit verlassen hat.
Am 10. September 1940 wurde Frieda Hegewald in die Landesanstalt Großschweidnitz verlegt. Die Anstalt diente als sogenannte Zwischenanstalt für Pirna-Sonnenstein, in der die zu tötenden Patienten aus verschiedenen Psychiatrien gesammelt, kurzzeitig untergebracht und von dort aus nach Pirna verlegt wurden. Ausgehend von einem Stempel auf der Patientenkarteikarte befand sich Frieda Hegewald bis zum 23. Oktober 1940 in Großschweidnitz. An diesem Tag wurde sie zusammen mit 115 weiteren Menschen in die Vernichtungsanstalt Pirna-Sonnenstein transportiert und vermutlich noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet.
Ihre Eltern erhielten die Benachrichtigung, dass die Tochter angeblich an einer Lungenentzündung in der Heilanstalt Pirna-Sonnenstein gestorben sei. Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhren die Eltern von der Verlegung auf den Sonnenstein. Außerdem wurde von der „Heilanstalt Pirna-Sonnenstein“ angefragt, ob die Hegewalds eine Urne erhalten möchten. Die Eltern stimmten dem zu und setzten die Urne von Frieda Hegewald auf dem Friedhof in Bockendorf bei. Was sie nicht ahnen konnten war, dass sich in dieser Urne nicht einmal die Asche ihrer Tochter befand.
Zur Person
Nachname: | Hegewald |
Vorname: | Frieda Anna |
Geburtsname: | Hegewald |
Nation/Land: | Deutschland |
Geburtsdatum: | 11.06.1904 |
Geburtsort: | Riechberg |
Sterbedatum: | 23.10.1940 |
Sterbeort: | Pirna-Sonnenstein |
Letzter frei gewählter Wohnort: | Riechberg |
Begräbnisstätte: | Friedhof Bockendorf |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
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Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Patientenkarteikarte Frieda Hegewald, Archiv Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein Interview mit der Angehörigen Fr. C. Beyer Andrea Reck, "Schöner Tod?" - Grundgedanken und Spezifik der nationalsozialistischen "Euthanasie" am Beispiel des Schicksals von Frieda Anna Hegewald, (Besondere Lernleistung) Dresden 2015.
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