„Welche Fülle von Elend, aber auch welche Gelegenheit zu helfen und zu dienen!“ –
125 Jahre staatliche psychiatrischeAusbildung in Sachsen
Während bereits 1811 in der ehemaligen Landesfestung Pirna-Sonnenstein eine Heilanstalt für Menschen mit psychischen Erkrankungen eingerichtet wurde - die erste ihrer Art in Deutschland - blieb die Pflege und Betreuung von psychiatrisierten Patienten lange Zeit weitgehend unstrukturiert. Nur mühsam konnten Interessenten für die Tätigkeit gefunden werden, da die Arbeits- und Lohnbedingungen schlecht waren. So musste das Pflegepersonal häufig nach über zwölf Stunden Arbeit auch noch in den Schlafsälen der Patienten die Nacht verbringen.
1888 wurden durch das Sächsische Ministerium des Inneren, zwei Pflegeschulen, eine für das männliche in der Landesanstalt Hochweitzschen und eine für das weibliche Personal in der Landesanstalt Hubertusburg, eingerichtet. Damit war Sachsen Vorreiter im gesamten Deutschen Reich. Unter der Leitung von zwei Geistlichen erhielt das zukünftige mittlere medizinische Personal eine struktu-rierte Ausbildung, die den Bedürfnissen der Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen angepasst war. Nach erfolgreichem Abschluss stand die Aufnahme in den sächsischen Staatsdienst, was eine bessere Entlohnung und zunehmend auch bessere Arbeitsbedingungen garantierte.
Ausgehend von dieser Entwicklung, zeichnet die in Kooperation von Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Kuratorium Sonnenstein e.V. und Sächsischem Psychiatriemuseum Leipzig erarbeitete Ausstellung die Geschichte der psychiatrischen Pflegeausbildung in Sachsen nach, mit deren humanistischen Tradition im Nationalsozialismus radikal gebrochen wurde.
Schwestern und Pfleger wurden dabei zu Akteuren der nationalsozialistischen Psychiatriepolitik, die ausgehend von einem sozialdarwinistischen Paradigma, den Patienten in Heil- und Pflegeanstalten jegliches Lebensrecht absprach und diese ab 1940 systematisch ermordete. Etwa 200 000 Menschen fielen bis 1945 dieser Mordpolitik zum Opfer, allein in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wurde 13 720 Patienten vergast.
Ausleihmöglichkeiten
Die aus 18 Tafeln bestehende Wanderausstellung kann nach Absprache ausgeliehen werden. Kosten für Transport und Versicherung müssen vom Leihnehmer getragen werden.
Begleitpublikation
Der zur Ausstellung erschienene Begleitband kann beim Kuratorium Sonnenstein e.V. für 6 EUR erworben werden.
Stationen
- Schloss Hubertusburg (2013)
- Psychiatriemuseum Leipzig (2014)
- Sächsisches Krankenhaus Arnsdorf (2014)
- Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (2014)
- Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein (2014)
- Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz (2014)
- Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz (2014)
- Zentrum für Psychiatrie Zwiefalten (2015)
- Diakoniewerk Oberlausitz Großhennersdorf (2015)
Kontakt
Hagen Markwardt (Wissenschaftliche Dokumentation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03501 710963
hagen.markwardt@stsg.de