Vergessene Opfer der NS-„Euthanasie“
Die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940–1945
Aus der preußischen Provinz Schlesien wurden zwischen April und September 1941 über 2 600 psychiatrische Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten nach Sachsen verlegt. Sie sollten im Rahmen der NS-„Euthanasie“ in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet werden. Bislang war über die Einbeziehung schlesischer Patienten in die NS-Krankenmorde nur wenig bekannt.
In einem zweijährigen, von der Stiftung EVZ geförderten Projekt hat die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein eine Wanderausstellung erarbeitet, die erstmals dieses Thema darstellt. Die Ausstellung zeigt die mörderischen Auswirkungen der NS-Gesundheitspolitik in Schlesien. Menschen mit psychischen Krankheiten und geistigen Behinderungen wurden als „lebensunwert“ stigmatisiert, zwangsweise unfruchtbar gemacht und ab 1940 systematisch ermordet. Allein 1 575 von ihnen wurden 1941 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. Mehrere Hundert starben bis zum Kriegsende 1945 in sächsischen Heil- und Pflegeanstalten an Hunger, Vernachlässigung oder überdosierten Medikamenten. Aber auch in Schlesien selbst kam es zu Krankenmorden. In den „Kinderfachabteilungen“ in Breslau und Loben wurden Kinder und Jugendliche, die als nicht entwicklungsfähig galten, von Ärzten getötet. In den Konzentrationslagern Auschwitz und Groß-Rosen wurden arbeitsunfähige Häftlinge selektiert und in den Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Bernburg ermordet.
Ausleihmöglichkeiten
Die aus 21 Tafeln bestehende Wanderausstellung ist zweisprachig (Deutsch und Polnisch) verfasst und kann nach Absprache ausgeliehen werden. Die Tafeln können in kurzer Zeit selbst aufgebaut werden. Kosten für Transport und Versicherung müssen vom Leihnehmer getragen werden.
Bisherige Stationen
- Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Wrocław (2018)
- Muzeum Gross-Rosen in Rogoźnica (2018)
- Martinshof Rothenburg Diakoniewerk (2018)
- Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein (2018)
Grußwort der stellvertretenden Geschäftsführerin der Stiftung Sächsischen Gedenkstätten anlässlich der Ausstellungseröffnung (50 KB) - Gedenkstätte Großschweidnitz (2018)
- Gedenkstätte für die Oberschlesischen Juden in Gliwice (2019)
- Schlesisches Museum Görlitz (2019)
- Internationale Jugendbegegnungsstätte Kreisau (2019)
- Stadtbibliothek Lwówek Śląski (2019)
- Militärmuseum Drzonów bei Zielona Góra (2019)
- Zentrales Museum der Kriegsgefangenen Łambinowice-Opole (2020)
- Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen (2020)
- Schloss und Stadtmuseum Hoyerswerda (2020)
- Stadt- & Museumhsaus Waldheim (2021)
- Gedenkhalle Oberhausen (2021)
Kontakt:
Hagen Markwardt (Wissenschaftliche Dokumentation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03501 710963
hagen.markwardt@stsg.de