Suche nach menschlichen Überresten von Opfern der NS-Krankenmorde in Pirna-Sonnenstein
12.04.22
Am 12. April 2022 führte das Sächsische Landesamt für Archäologie auf der ehemaligen Deponie der Landesanstalt Pirna-Sonnenstein eine Sondierung durch. An drei Stellen wurden dafür Probeschnitte gemacht. Durch die Grabung soll geklärt werden, ob es noch einen weiteren Ort gibt, an dem die Asche der in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordeten Menschen verbracht wurde.
Wichtiges Indiz dafür sind die Erinnerungen von Dora Schumann. Sie wohnte unmittelbar neben dieser Anstaltsdeponie und beobachtete, wie dort 1940 und 1941 Asche abgelagert wurde. Die Opfer der zentralen „Euthanasie“ wurden unmittelbar nach ihrer Ermordung verbrannt. Da nicht alle Angehörige eine Urne anforderten, verblieben zahlreiche Urnen in den Tötungsanstalten. Über die Krankenmorde hatte Dora Schumann von ihrem Mann Karl Schumann Kenntis erhalten. Er arbeitete als Krankenpfleger in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein und erhielt das Angebot, in der Tötungsanstalt mitzuarbeiten, um dem Wehrdienst zu entgehen. Karl Schumann lehnte ab.
Bereits 2002 wurden bei archäologischen Grabungen am Hang direkt hinter dem früheren Tötungsgebäude Überreste von Opfern der NS-Krankenmorde gefunden. Neben der Asche fanden sich dabei auch persönliche Habseligkeiten. Einige der Funde können in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein besichtigt werden.
Kontakt:
Hagen Markwardt (Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Öffentlichkeitsarbeit)
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Tel. 03501 710963