Rückblick: Erinnerung in Weimar und Buchenwald an die Ermordung von Martin Gauger vor 80 Jahren
19.07.21
Mit mehreren Veranstaltungen wurde in Weimar und der Gedenkstätte Buchenwald der Ermordung von Martin Gauger vor 80 Jahren in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gedacht.
Seit 10. Juli 2021 wird in der Herderkirche in Weimar die Ausstellung „Seine Kirche aber schwieg“ präsentiert, die das Leben Gaugers, seinen Widerstand gegen das NS-Regime und die ausbleibende Unterstützung der evangelischen Kirchen für seinen Kampf thematisiert. Am 17. Juli führte der Kustos der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Harry Stein, an die Stationen der Verfolgung Gaugers im Konzentrationslager Buchenwald. Es folgte ein Vortrag zur Biografie Gaugers vom wissenschaftlichen Referenten der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Hagen Markwardt. Gerhard Gauger berichtete anschließend von der mitunter schwierigen familiären Erinnerung an seinen Onkel Martin Gauger. Am 18. Juli fand mit Beteiligung von Björn Mensing, Pfarrer an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst zur Erinnerung an Paul Schneider, Otto Neururer und Martin Gauger statt.
Als Assessor der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Mönchengladbach verweigerte Martin Gauger 1934 den von Beamten geforderten „Treueid“ auf Adolf Hitler. Anschließend arbeitete er als Kirchenjurist in der Bekennenden Kirche. In dieser Funktion half er Verfolgten und unterstützte als „jüdisch“ verfolgte Menschen bei der Auswanderung. Im April 1940 verweigerte Gauger die Einberufung zur Wehrmacht, da er den Krieg als illegitimen Angriffskrieg betrachtete. Bei seiner Flucht wurde er angeschossen und kam in Haft. Am 15. Juli 1941 wurde er aus dem Konzentrationslager Buchenwald zusammen mit 92 weiteren Männern in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein verlegt und dort ermordet.
Heute erinnert in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein eine Stele im ehemaligen Warteraum an Martin Gauger. Außerdem gibt das 2018 erschienene Buch „Recht muss doch Recht bleiben“. Die Verfolgung des Juristen Martin Gauger (1905–1941) im Nationalsozialismus Einblicke in das Wirken Gaugers und seine Verfolgung durch die Nationalsozialisten.
Hagen Markwardt (Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03501 710963
hagen.markwardt@stsg.de