Neue Dresdner Stolpersteine für Opfer der „Euthanasie“-Morde
22.10.12
Organisiert vom Verein Stolpersteine für Dresden e.V. werden am 26.10. sowie am 25.11. 2012 insgesamt 41 neue Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an das Schicksal von Dresdner Frauen, Männern und Kindern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Vier von ihnen, Gertrud Hille, Elfriede Lohse-Wächtler, Marianne Schönfelder und Else Seifert, fielen den nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen zum Opfer.
Die Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler schuf nach ihrem Studium an der Dresdner Kunstakademie ein eigenständiges modernes Werk zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Wegen einer psychischen Erkrankung musste sie ab 1932 in der Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf leben. Am 31. Juli 1940 wurde sie in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. Künftig erinnert ein Stolperstein vor ihrem Elternhaus in Dresden-Striesen an sie.
Am 16. Februar 1945 starb die 27-jährige Marianne Schönfelder in der Pflegeanstalt Großschweidnitz als Opfer der nationalsozialistischen Medikamenten-„Euthanasie“. Ihr Neffe, der Künstler Gerhard Richter, malte 1965 nach einem alten Foto das berühmte Gemälde „Tante Marianne“. Eine Gedenktafel aus Messing wird auf der Köpckestraße 1, nahe ihres heute nicht mehr vorhandenen Wohnhauses, in den Boden eingelassen.
Termine und Orte der Stolperstein-Verlegung:
- In Gedenken an Gertrud Hille, 26.10.2012, ca. 17.30 Uhr, Uhlandstr. 34
- In Gedenken an Else Auguste Seifert, 26.10.2012, ca. 18 Uhr, Budapester Str. 69
- In Gedenken an Marianne Schönfelder, 25.11.2012, ca. 15 Uhr, Köpckestr. 1
- In Gedenken an Elfriede Lohse-Wächtler, 25.11.2012, ca. 17 Uhr, Voglerstr. 15
Die Stolpersteine erinnern vor der letzten frei gewählten Wohnstätte dauerhaft an Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Gesinnung ihr Leben verloren haben. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 750 Orten Deutschlands und der Nachbarländer.
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Tötungsanstalt, die 1940/41 in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein eingerichtet war. 13.720 Menschen mit psychischen Krankheiten oder geistigen Behinderungen sowie mindestens 1032 Häftlinge aus Konzentrationslagern wurden auf dem Sonnenstein ermordet. Die Gedenkstätte dokumentiert in einer Dauerausstellung und dem Gedenkbereich die Spuren des Verbrechens an seinem authentischen Ort und legt die Hintergründe der nationalsozialistischen „Euthanasie“ offen.