Das Team der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein trauert um Lissa Flade (1930–2022)
03.02.22
Am 29. Januar 2022 verstarb Lissa Flade im Alter von 91 Jahren. Mit ihr verliert das Team der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein nicht nur eine wichtige Zeitzeugin und unermüdliche Unterstützerin, sondern vor allem eine gute Freundin.
Lissa Flade wurde am 28. Oktober 1930 in Ottendorf bei Sebnitz geboren, wo sie in einfachen Verhältnissen behütet aufwuchs. 1936 kam ihre Mutter Selma Marka Henker in die Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein. Die anfängliche Hoffnung, dass ihr Aufenthalt dort nur von kurzer Dauer sein würde, erfüllte sich nicht. Lissa Flade erinnerte sich noch, wie sie gemeinsam mit ihrem Vater ihre geliebte „Muttel“ in Pirna besuchte. Mit Auflösung der Landesanstalt Sonnenstein Ende 1939 kam Selma Marka Henker zunächst nach Leipzig-Dösen, später nach Arnsdorf. Von dort aus wurde sie am 14. November 1940 in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht und in der Gaskammer ermordet. Der Familie wurde mitgeteilt, sie sei nach Hartheim bei Linz verlegt worden und dort unerwartet verstorben. Im Sommer 1945 erfuhr Lissa Flade, dass ihre Mutter Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde geworden war.
Ihr Leben blieb eng mit dem Sonnenstein verbunden. In den 1950er Jahren begann sie, als Sekretärin im Entwicklungsbau später Strömungsmaschinenbau Pirna zu arbeiten. 35 Jahre lang führte sie ihre Arbeit auf genau das Gelände, wo ihre Mutter ermordet wurde. Trotzdem war es für Lissa Flade eine glückliche Zeit, an die sie sich gern erinnerte.
Als im Zuge der Friedlichen Revolution auch die Aufarbeitung der NS-Krankenmorde einsetzte, engagierte sich Lissa Flade sofort dafür, den Opfern dieses Verbrechens in Pirna endlich einen würdigen Ort des Gedenkens und der Erinnerung zu schaffen. Diesen Weg gestaltete sie als langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein aktiv mit. Sie begleitete die Erforschung der Morde auf dem Sonnenstein und gab als Zeitzeugin zahlreichen Interessierten Auskunft zum Schicksal ihrer Mutter.
Immer wieder besuchte Lissa Flade die Gedenkstätte und blieb bis zuletzt an der Erinnerungsarbeit interessiert. Ihr Engagement, ihre Unterstützung und ihre ansteckende Fröhlichkeit werden uns sehr fehlen.
Kontakt:
Hagen Markwardt (Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Öffentlichkeitsarbeit)
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Tel. 03501 710963