Auch in diesem Jahr: Stolpersteine putzen am 9. November
18.11.22
Am 9. November 2022 jährten sich die Novemberpogrome zum 84. Mal. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten im gesamten Deutschen Reich Synagogen, jüdische Geschäfte und andere Einrichtungen. Um den Opfern der Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialist*innen zu gedenken, nahmen die FSJlerinnen Sophia und Felicia auch dieses Jahr wieder am jährlichen Stolpersteinputzen in Dresden teil. Über zehn Stolpersteine in der Dresdner Neustadt konnten somit wieder glänzen.
Unter anderem putzten sie die Stolpersteine in Gedenken an die Familie Blitzblau. Michael und Rifka Blitzblau, geboren in Polen, lebten mit ihren vier Kindern Adolf, Herman, Rosel und Siegfried ab 1921 in Dresden, wo Michael Blitzblau vorerst als Lastträger, später als Obst-und Gemüsehändler tätig war.
Im Zuge der sogenannten Polen-Aktion am 28. Oktober 1938 wurde die Familie Blitzblau nach Polen zwangsausgewiesen. Später mussten sie im Ghetto Lodz leben. Am 17. März 1943 wurde Michael Blitzblau ermordet. Seine Frau Rifka und der Sohn Siegried wurden weiterdeportiert. Die genauen Umstände der Ermordung der beiden sind bis heute unbekannt.
In der Bautzner Straße 20 findet sich der Stolperstein für Rosa Conradi. Sie war 1911 in Dresden geboren. Bevor sie 1939 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert wurde, arbeitete sie als Hausmädchen. Im Rahmen der „Sonderbehandlung 14f13“, der Ermordung chronisch kranker und arbeitsunfähiger KZ-Häftlinge, wurde Rosa Conradi am 29. Mai 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg ermordet.
Einige Stolpersteine erzählen das Schicksal ganzer Familien, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. In der Melanchtonstraße 23 liegen beispielsweise die Stolpersteine von Ida und Joseph Fränkel. Ida Fränkel war Inhaberin des Kaufhauses Max Steinhart in der Louisenstraße. Joseph Fränkel war Textilkaufmann und führte ein Weißwarengeschäft im Dresdner Osten. 1940 mussten beide in das Judenhaus der Hähnelstraße 1 ziehen. Nach einem Aufenthalt im „Judenlager Hellerberg“, knapp außerhalb der Stadtgrenze Dresdens, indem sie Zwangsarbeit verrichteten, wurden sie im März 1943 zum Bahnhof Neustadt transportiert und von dort aus in Güterwaggons mit ca. 300 weiteren Menschen ohne Essen und Trinken nach Ausschwitz Birkenau deportiert. Ida und Joseph Fränkel wurden vermutlich am 3. März 1943 unmittelbar nach Ankunft, gemeinsam mit Idas Schwester, ihrem Schwager und drei weiteren Verwandten, in Ausschwitz Birkenau in der Gaskammer ermordet.
Ida Fränkels Tochter aus erster Ehe, Herta Steinhart, gelang die Emigration nach England, während Idas Sohn Alfred 1943 nach Ausschwitz deportiert und dort ermordet. An ihn erinnert heute ein Stolperstein am Oberen Kreuzweg.
(Verfasst von Felicia Adakh und Sophia Glaner)
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