Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
Isidor Nussenbaum verlebte seine Kindheit in Bautzen und Dresden, bevor er von den Nationalsozialisten in das Ghetto Riga deportiert wurde. In einem erschütternden Selbstzeugnis berichtet er über seinen Weg durch mehrere Konzentrationslager und über den gewaltsamen Tod seiner Eltern und Geschwister. Nussenbaum verknüpft seine Erinnerungen an familiären Zusammenhalt, Gewalterfahrung, Zwangsarbeit und den Kampf ums Überleben in einzigartiger Weise. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten stellt am 7. November 2013 in der Aula des Sorbischen Gymnasiums in Bautzen die deutsche Übersetzung von "He's Not Coming Here Anymore", die sie in ihrer Heftreihe "Lebenszeugnisse - Leidenswege" herausgibt, vor. Die Herausgeber Prof. Dr. Hans Medick und Dr. Jens-Christian Wagner werden das Buch vorstellen, Schüler des Sorbischen Gymnasiums Bautzen anschließend daraus lesen. Anwesend sind auch die beiden Töchter Isidor Nussenbaums. > Mehr...
Die Buchpräsentation ist aber nur eine von zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden sechs Wochen, auf die wir mit diesem Newsletter aufmerksam machen möchten.
Mit freundlichen Grüßen im Auftrag des Geschäftsführers
Dr. Bert Pampel
Vorschau
22.10. | DIZ Torgau: Wissenschaftliche Konferenz „Strukturen des Verbrechens“. Neue Ansätze und Ergebnisse bei der Erforschung von NS-Verbrechen. Die von polnischen und deutschen Partnern, darunter dem DIZ Torgau, organisierte Konferenz rückt die Rolle von Institutionen bei den Massenverbrechen des Dritten Reiches in den Mittelpunkt von Vorträgen und Diskussionen. > Mehr...
26.10. | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: 11. Shuttle-Lesung – Prager Nacht. Die Prager Nacht ist seit dem Jahre 2002 Bestandteil der Tschechisch-Deutschen Kulturtage. Unter dem Titel „Briefe aus der Hinrichtungszelle“ begegnet der Besucher in einer Lesung in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden Elfriede Scholz. Denunziert und von Roland Freisler, dem Präsidenten des NS-Volksgerichtshofes, zum Tode verurteilt, musste Elfriede Scholz für die Flucht ihres Bruders Erich-Maria Remarque mit dem Leben büßen. Freisler soll bei der Urteilsverkündung ausgerufen haben: „Ihr Bruder ist uns leider entwischt - Sie aber werden uns nicht entwischen.“ > Mehr...
30.10. | Gedenkstätte Bautzen: Eröffnung der Ausstellung „Unschuldige Orte. Und Erinnerungen.“ Der Kölner Fotograf Sebastian H. Schroeder porträtierte für das gleichnamige Foto-Projekt ehemalige politische Gefangene der DDR. Großformatige Architektur- und Landschaftsaufnahmen von Unrechtsorten der SED-Diktatur kontrastieren die Porträts der Zeitzeugen. Zur Ausstellungseröffnung stellt der Fotograf das Projekt und dessen Umsetzung vor und erläutert dessen spezielle Bildsprache. Gemeinsam mit dem Zeitzeugen Karl Wilhelm Fricke wird darüber gesprochen, auf welche Art und Weise künstlerische Fotografie Erinnerungs- und Gedenkarbeit leistet. > Mehr...
07.11. | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden: „Im Widerstand gegen zwei Diktaturen. Milada Horáková (1901-1950)“. Bereits in der tschechoslowakischen Republik engagierte sich Milada Horáková in der Frauenbewegung. Nach dem deutschen Einmarsch 1939 schloss sich die promovierte Juristin einer Widerstandsgruppe an, war Gefangene der Gestapo und wurde am 23. Oktober 1944 im Schwurgerichtssaal des Dresdner Landgerichts am Münchner Platz zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Nach Kriegsende engagierte sie sich für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, wurde im September 1949 verhaftet und im Mai 1950 in einem Schauprozess wegen „antisowjetischer Konspiration“ zum Tode verurteilt. Am 27. Juni 1950 wurde Milada Horáková in Prag hingerichtet. Die Referentin, Dr. Dana Musilová, ist Dozentin am Historischen Seminar der Universität Hradec Králové (Tschechische Republik). > Mehr...
07.11. | Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Vortrag und Zeitzeugengespräch: „So kann es nicht weitergehen! – Zur Neugründung der ostdeutschen Sozialdemokratie in Leipzig“. Im Herbst 1989 traten Oppositionelle und Bürgerrechtler der SED offen entgegen, aber niemand griff die Selbstlegitimation der SED so direkt an wie die im Oktober 1989 gegründete Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP). Zusammen mit anderen Gruppierungen wurde sie Hoffnung, Sprachrohr und Triebkraft für die Friedliche Revolution. > Mehr...
12.11. | Gedenkstätte Bautzen: Vortrag und Gespräch: „Die ausländischen Freunde fachlich und gesellschaftswissenschaftlich ausbilden“ - Das Klubhaus „Internationale Solidarität“ Bautzen 1953-1963. Die gemeinsame Veranstaltung der Gedenkstätte Bautzen mit dem Archivverbund Bautzen knüpft an die Buchvorstellung vom 21. März 2013 an: Neben den in die DDR übergelaufenen Nato-Soldaten waren bis 1964 in der Villa Weigang – dem damaligen „Haus der internationalen Solidarität“ – noch andere Ausländer aus westlichen Staaten untergebracht. Der Historiker Thomas Weißbach erklärt, aus welchen Gründen Amerikaner, Engländer, Belgier, Franzosen, Holländer u.a. ihr Heimatland verließen und wie ihre Flucht oder Umsiedlung in die DDR ablief. > Mehr...
13.11. | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Präsentation der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin. Die Veranstaltung gibt über eine Darstellung der Arbeit der Gedenkstätte hinaus einen Einblick in den Stand der Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen und stellt neuere Forschungs- und Erinnerungsprojekte zur Thematik vor. Die Begrüßung erfolgt durch Staatssekretär Erhard Weimann. Grußworte sprechen Prof. Dr. Sabine von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Im Anschluss folgt ein Vortrag von Dr. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: „Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen. Geschichte – Aufarbeitung – Gedenken an die Opfer. > Mehr...
13.11. | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden: Seine Schatten, meine Bilder. Eine Spurensuche (Film und Lesung) im Kraszewski-Museum Dresden. An diesem Abend sehen Sie zu Beginn den Film von Piotr Szalsza „Kinder der Täter – Kinder der Opfer“ und hören anschließend die Lesung mit dem Autor Jens-Jürgen Ventzki über seinen Vater, den Oberbürgermeister von „Litzmannstadt“ (Łódź) ab 1941. Eine Gemeinschaftsveranstaltung von Hatikva – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, des Münchner-Platz-Komitees e.V. und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen – Gesellschaft für Sächsisch-Polnische Zusammenarbeit e.V. > Mehr...
14.11. | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Film und Gespräch im Cineding: „Die Geige aus Cervarolo“ mit dem Filmemacher Matthias Durchfeld, moderiert von Milan Spindler. Der Film dokumentiert die Kriegsverbrecher-Prozesse von Verona aus der Perspektive der Überlebenden und Angehörigen der Opfer und gibt ihnen, die seit über 68 Jahren für Gerechtigkeit kämpfen, eine Stimme. Während des Zweiten Weltkriegs, kurz bevor er selbst an die Front geschickt wird, vertraut der Geiger Virgilio Roval seiner Mutter seine wertvolle Geige an. Virgilio ist noch nicht nach Hause zurückgekehrt, als am 20. März 1944 seine und viele andere Familien aus dem kleinen Dorf Cervarolo Opfer eines Massakers werden, begangen von der deutschen Wehrmacht mit Unterstützung italienischer Faschisten. Mit Hilfe der Erinnerungen derer, die als Kinder alles mit ansehen mussten und den Überlieferungen seiner Familie, macht Italo Rovali, der Sohn Virgilios, fast 70 Jahre danach die Verantwortlichen für das Verbrechen ausfindig. > Mehr...
17.11. | Gedenkstätte Bautzen: Chorkonzert zum Volkstrauertag. Zum Volkstrauertag wird der Toten der zwei Weltkriege und der Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht. Zugleich soll der Tag an die Achtung der Menschenrechte mahnen. Aus diesem Anlass erinnert das Konzert der Kirchenchöre aus Neusalza-Spremberg, Oppach und Taubenheim an die Opfer politischer Gewaltherrschaft im 20. Jahrhundert in den Bautzener Gefängnissen. > Mehr...
23.11. | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: 18. Sonnenstein-Symposium: Das Gedenkbuch für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Sachsen – Eine Zwischenbilanz. Im Jahre 2012 begann unter Federführung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ein vierjähriges Forschungsprojekt, mit dem erstmals in einem Gedenkbuch alle Opfer der NS-„Euthanasie“ in und aus Sachsen erfasst werden sollen. Dazu erschließen mehrere Historiker zahlreiche Aktenbestände, insbesondere in den Sächsischen Staatsarchiven. Auf dem Symposium geben sie einen Überblick über ihre bisherigen Forschungen. Im Mittelpunkt soll dabei das Schicksal von Opfern der „Kindereuthanasie“ und „Medikamenteneuthanasie“ stehen. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Gedenkstätte Bautzen: Neue Teilnehmerin des FSJ Politik in der Gedenkstätte Bautzen. Seit Anfang September 2013 absolviert Marie Karutz für zwölf Monate ein freiwilliges soziales Jahr im Bereich Politik (FSJ Politik) in der Gedenkstätte Bautzen. Ausschlaggebend, sich für ein FSJ Politik in der historisch-politischen Bildung zu entscheiden, war für Marie Karutz ihr schon immer bestehendes großes Interesse an Geschichte sowie die Möglichkeit, in einer Gedenkstätte aktiv an Erinnerungsarbeit und politischer Bildung mitwirken zu können. Sie möchte vor allem Jüngeren helfen, Geschichte zu verstehen und deren enorme Bedeutung zu erfassen. Nicht zuletzt möchte Frau Karutz, die auch ehrenamtlich als Trainerin im Tauchclub Görlitz arbeitet, mit ihrem freiwilligen Engagement im FSJ Politik in der Gedenkstätte Bautzen auch „mehr tun, als nur Praxiserfahrung für das bevorstehende Studium zu sammeln.“ > Mehr...
Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Auch in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein haben am 1. September 2013 zwei FSJlerinnen ihren einjährigen Dienst begonnen. Carolin Mey (rechts im Bild), Jahrgang 1996, aus Niederschöna bei Freiberg und seit Beginn des FSJ ansässig in Pirna: „Ich habe erst zu Beginn der Sommerferien von der Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres speziell im Bereich Politik erfahren und war begeistert. So habe ich die Möglichkeit, mein Abitur zu machen, vorerst verschoben und mich sofort bei der Sächsischen Jugendstiftung beworben, die mich unter anderem an die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein vermittelte, für welche ich mich letzten Endes entschied. Beim Einführungstag der Jugendstiftung mit allen anderen FSJlern war ich überwältigt und begeistert von der konzentrierten Masse der politikinteressierten jungen Menschen. Mein Motto, unter dem ich, eine Jugendliche, hier arbeite, ist: "Nur aus Fehlern, die bekannt sind, kann man auch lernen." Gerade meiner Generation müssen die Gräueltaten von Diktaturen, wie in unserem Beispiel dem nationalsozialistischen Regime, begreiflich gemacht werden, um das Bewusstsein, solche künftig zu verhindern, zu stärken bzw. überhaupt erst zu wecken, denn wir, die wir teilweise über ein halbes Jahrhundert nach Ende der NS-Herrschaft geboren wurden, können uns die Geschehnisse dieser Zeit kaum vorstellen.“ Martha Otto (links im Bild), 18 Jahre, aus Sehmatal-Neudorf, die ihren Wohnsitz in Dresden wählte, hatte schon seit der 10.Klasse den Wunsch, ein FSJ zu machen, als sie einen Flyer über das FSJ Politik in die Finger bekam. Danach ist sie noch weitere zwei Jahre zur Schule gegangen und hat im Juni die Schule in Annaberg-Buchholz mit dem Abitur abgeschlossen. Jetzt freut sie sich auf das Jahr: „Schon die ersten fünf Wochen machen Lust auf mehr. Bald gebe ich dann auch selbst Führungen. Dass ich so viel Verantwortung tragen darf, finde ich super. Außerdem ist es toll, dass ich so viele neue Menschen kennenlernen darf, sowohl in meiner Arbeitstelle, als auch zu den Seminarwochen alle anderen FSJlerInnen.“
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Förderverein Gedenkstätte Stollberg-Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V.: Der Förderverein Gedenkstätte Stollberg-Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V. hat einen Auftrag zur Erforschung der Situation in der Haftanstalt Hoheneck während der Zeit des Nationalsozialismus erteilt. Über diese Zeit gibt es relativ wenige Informationen. Um diese Aufgabe so umfassend wie irgend möglich zu erledigen, benötigt der Förderverein noch Hinweise und Hilfe aus der Bevölkerung. Wer kennt Personen, die in dieser Zeit in Hoheneck eingesperrt oder als Wärter tätig waren? Wer verfügt über Bildmaterial oder andere Unterlagen, welche leihweise und für Kopien zur Verfügung gestellt werden könnten? Wer kann sonstige Hinweise zu den Haftbedingungen in Hoheneck während der NS-Zeit geben? Informationen bitte an: Frau Eva Werner, Lutherstr. 10, 09366 Stollberg, Tel.: 037296-80187, e-mail : a.e.werner@gmx.de
RÜCKBLICK
27.09.2013 | Torgauer Zeitung: Mit der Einführungsvorlesung des Direktors des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig über „Jugendliche in der DDR zwischen Eigensinn und Disziplinierung“ begann der praktische Teil des zweiten sächsischen Geschichtscamps. Ausrichter war die Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau.
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27.09.2013 | Freie Presse: Das zweite Sächsische Geschichtscamp fand in Torgau statt. Schüler forschten zum Thema Jugendopposition in der DDR. Und tauschten Klassenzimmer gegen Einzelzelle. > Mehr...
30.09.2013 | Thüringer Allgemeine Zeitung: Gedenkort für NS-Euthanasie-Opfer in Blankenhain eingeweiht. An die Todesopfer der NS-Euthanasie erinnerten in der von Bürgermeister Klaus-Dieter Kellner eröffneten Gedenkstunde im Schloss mit aufschlussreichen Vorträgen Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, und Helga Bose aus Weimar. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
Der Kern dieser Illusion besteht darin, dass wir glauben, die Vergangenheit zu verstehen, woraus folgt, dass auch die Zukunft erkennbar sein sollte. In Wirklichkeit aber verstehen wir die Vergangenheit in geringerem Maße, als wir glauben. [...] Eine allgemeine Beschränkung des menschlichen Geistes ist seine mangelhafte Fähigkeit, vergangene Wissenszustände oder Überzeugungen, die sich gewandelt haben, zu rekonstruieren. Sobald man sich eine neue Sicht der Welt (oder eines Teils von ihr) zu eigen macht, verliert man sofort einen Großteil seiner Fähigkeit, sich an das zu erinnern, was man glaubte, ehe man seine Einstellung änderte.
Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, München 2012, S. 250f.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.