Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
noch in der Endphase des Zweiten Weltkrieges 1944/1945 entstanden in Mitteldeutschland zahlreiche Außenlager von Konzentrationslagern, in denen KZ-Häftlinge, überwiegend Juden aus Osteuropa, zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Tausende gingen an den unmenschlichen Lebensbedingungen zugrunde. Oft waren die Lager ein Teil des öffentlichen kleinstädtischen Raumes, doch nach wie vor ist in der öffentlichen Erinnerung kaum präsent, was damals in Orten wie Altenburg, Taucha, Meuselwitz, Colditz oder Flössberg geschah. Auch deshalb ist im Zuge der Novellierung des Sächsischen Gedenkstättenstiftungsgesetzes die Aufnahme der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig in die institutionelle Förderung der Stiftung vorgesehen.
Mit freundlichen Grüßen im Auftrag des Geschäftsführers
Dr. Bert Pampel
Vorschau
16.10.2012 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Vortrag und Diskussion: „Vergangenheitsbewältigung“ im geteilten Deutschland - NS-Prozesse in Ost und West". Die konsequente Verfolgung der NS-Täter gilt für viele als Pluspunkt der DDR. Dagegen wird der bundesdeutschen Justiz vorgeworfen, sie habe weitgehend versagt. Erst nach dem Ende der DDR konnte anhand der offengelegten Dokumente untersucht werden, wie weit die „Vergangenheitsbewältigung“ in Zeiten des Kalten Krieges für politische Zwecke instrumentalisiert und der jeweilige Umgang mit den NS-Tätern als politische Waffe im propagandistischen Kampf der Systeme benutzt wurde. Es referiert Dr. Jörg Osterloh (Fritz-Bauer Institut Frankfurt am Main), der gemeinsam mit Dr. Clemens Vollnhals (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden) im Anschluss für die Diskussion zur Verfügung steht. > Mehr...
17.10.2012 | Gedenkstätte Bautzen: "Gefahr von rechts" - Informationsveranstaltung über politischen Extremismus in der Lausitz. In dieser gemeinsamen Veranstaltung mit der Jungen Union Bautzen wird der Bürgerbeauftragte des sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Alrik Bauer, über die Arbeit seiner Behörde in der Region berichten. In einem Podiumsgespräch mit Matthias Klemm, dem Koordinator des Demokratienetzwerks »trägerverBUNT« im Landkreis Bautzen, soll nachgegangen werden, was sowohl die Sicherheitsbehörden als auch jeder Einzelne im Kampf gegen Rechts leisten sollten und überhaupt leisten können. Es moderiert der stellvertretende Kreisvorsitzende der JU Bautzen, Christoph Wowtscherk. > Mehr...
20.10.2012 | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Stadtteilrundgang »Zwangsarbeiter/-innen und Zwangsarbeit in Leipzig Connewitz während des Zweiten Weltkrieges«. Der Stadtteilrundgang mit Florian Schäfer stellt sechs ausgewählte Orte vor, an denen sich Lager und Arbeitsstellen von Zwangsarbeiter/-innen während des Nationalsozialismus befanden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht nicht nur die Erläuterung der funktionalen Aspekte der Lager, sondern auch der Alltag der Zwangsarbeiter/-innen. > Mehr...
13.11.2012 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Podiumsdiskussion: »Gescheiterte Fluchtversuche. Entlassen zurück in die DDR.« Frei und doch gefangen. So erging es vielen politischen Häftlingen, die nach Jahren der Tortur in einem Gefängnis wieder dorthin entlassen wurden, dem sie eigentlich entfliehen wollten. Drei Zeitzeugen werden von ihren unterschiedlichen Fluchtgeschichten, ihrer Inhaftierung durch die Staatssicherheit und dem Leben nach der Haft berichten. > Mehr...
15.11.2012 | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Buchvorstellung und Gespräch: »Bewachung und Ausführung- Alltag der Täter in nationalsozialistischen Lagern«. Das unterste Glied des nationalsozialistischen Vernichtungsapparats – das KZ-Wachpersonal – fand in der Täterforschung bisher kaum Berücksichtigung. Die Beiträge des Bandes untersuchen, wer diese Menschen waren, die Gefangene in Lagern ganz unterschiedlichen Typs innerhalb des Deutschen Reichs wie auch in besetzten oder mit dem NS-Regime kollaborierenden Ländern bewachten, die Mordbefehle ausführten, aber auch eigeninitiativ und willkürlich Menschen töteten. Wie wurden sie rekrutiert, wie sah ihr Dienstalltag aus? Buchvorstellung mit den Herausgeberinnen Angelika Benz und Marija Vulesica. > Mehr...
18.11.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Chorkonzert zum Volkstrauertrag. Zwei Sonntage vor dem Ersten Advent erinnert traditionell der Volkstrauertag an die Toten der zwei Weltkriege und der Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. In weltlichen und kirchlichen Gedenkfeiern wird zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden gemahnt. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
28.09.2012 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Neue Freiwillige engagieren sich in der Gedenkstätte. Die Arbeit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein beruht seit vielen Jahren auch auf dem Engagement von Jugendlichen, die hier ihren Freiwilligendienst absolvieren. In diesem Sommer haben sich wieder zwei Freiwillige entschieden, die Gedenkstätte ein Jahr lang tatkräftig zu unterstützen: Seit Anfang September leistet Simon Berghammer aus Sankt Agatha in Oberösterreich seinen Gedenkdienst, eine Form des österreichischen Wehrersatzdienstes. Gleichzeitig hat Paul Marczona aus Pirna sein Freiwilliges Soziales Jahr Politik begonnen. > Mehr...
11.10.2012 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Sanierung der Aufzugsanlage. In den kommenden Wochen wird die defekte Aufzugsanlage der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein instandgesetzt. Die Vorbereitungen dazu haben bereits begonnen. > Mehr...
RÜCKBLICK
05.09.2012 | DIZ Torgau: Einzigartige Quelle - Im DIZ wurden Tagebücher eines NS-Gegners vorgestellt. Die Torgauer Zeitung berichtete. > Mehr...
Kalenderblatt
05.10.1944 | Das KZ-Außenlager Meuselwitz wird als fünftes Außenlager an einem Betriebsstandort der Leipziger Rüstungsfirma HASAG (Hugo-Schneider AG) eröffnet. Die HASAG, ehemals Fabrik für Beleuchtungs-, Heiz- und Kochartikel, war bereits im ersten Weltkrieg einer der größten Konzerne für die Herstellung von Rüstungsgütern. Sie produzierte überwiegend Panzerfäuste, Munition und Geschosse. Im Oktober 1943 bestand mehr als die Hälfte der Belegschaft von 60.000 Beschäftigten aus ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. In Außenlagern der KZ Buchenwald und Ravensbrück wurden seit Sommer 1944 auch jüdische Frauen und Männer zur Zwangsarbeit eingesetzt. Das Lager Meuselwitz war Teil des kleinstädtischen Raums. So berichtet der Häftling Fred Schwarz: "Tatsächlich ist zwischen uns und der 'freien Welt' nur ein einfacher Stacheldrahtzaun. Kein Graben, keine andere Versperrung. Genau wie in Leipzig schweigen die Männer, Frauen und Kinder. (...) Selbst in der größten Kälte bleiben sie stehen und schauen zu. In-der-Reihe-Stehen beim Essenholen, der Appell, alles ist interessant. Am schönsten aber ist es, wenn einer zur Latrine rennt, weil er Durchfall hat. 'Gleich macht er in die Hose', höre ich eine Frau rufen." Nach Kriegsende wurde das Gelände als Industriegebiet und Wohnsiedlung genutzt, an das KZ erinnert heute jedoch nichts mehr.
Quelle: Martin Schellenberg, Die "Schnellaktion Panzerfaust", in: Dachauer Hefte 21, Dachau 2005, S. 237-271, hier: S. 252-259.) > Mehr...
ZITAT DES MONATS
Spur und Aura. Die Spur ist Erscheinung der Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ. Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura bemächtigt sie sich unser.
Walter Benjamin, Gesammelte Schriften Bd. V-1, Frankfurt am Main 1982, S. 560.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.