Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
am 5. Dezember 1989 besetzten Dresdner Bürger die Zentrale der DDR-Staatssicherheit auf der Bautzner Straße. 24 Jahre danach wird anlässlich des Tages der offenen Tür der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden um 15.30 Uhr feierlich eine Gedenktafel enthüllt, die an das damalige Ereignis erinnert und den historischen Ort in den "Dresdner Revolutionsweg" einbindet, der zentrale Orte der Friedlichen Revolution 1989/90 in Dresden miteinander verknüpft. > Mehr...
Wir würden uns freuen, Sie zu dieser oder einer der anderen angekündigten Veranstaltungen begrüßen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bert Pampel
Vorschau
23.11. | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: 18. Sonnenstein-Symposium: Das Gedenkbuch für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Sachsen – Eine Zwischenbilanz. Im Jahre 2012 begann unter Federführung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ein vierjähriges Forschungsprojekt, mit dem erstmals in einem Gedenkbuch alle Opfer der NS-„Euthanasie“ in und aus Sachsen erfasst werden sollen. Dazu erschließen mehrere Historiker zahlreiche Aktenbestände, insbesondere in den Sächsischen Staatsarchiven. Auf dem Symposium geben sie einen Überblick über ihre bisherigen Forschungen. Im Mittelpunkt soll dabei das Schicksal von Opfern der „Kindereuthanasie“ und „Medikamenteneuthanasie“ stehen. > Mehr...
27.11. | Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.: Vorführung des Dokumentarfilms „Wittstock statt Woodstock. Hippies in der DDR“ von Lutz Rentner und Frank Otto Sperlich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jugend in der DDR – Film und Gespräch“. Lange Haare, Parka, Jeans und Jesuslatschen, so sahen sie aus, die Hippies der DDR. Doch was steckte hinter dieser wilden Fassade der Ablehnung der gesellschaftlichen Konventionen der DDR? > Mehr...
28.11. | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Vortrag zum Schicksal der ehemaligen ‚Ostarbeiterinnen‘ im sowjetischen und post-sowjetischen Belarus. Mehr als die Hälfte der aus der Sowjetunion ins Deutsche Reich zur Zwangsarbeit Verschleppten waren Frauen, unter ihnen waren zahlreiche Minderjährige. Neben den traumatischen Erlebnissen des Krieges und der Zwangsarbeit sind die Befreiung aus der Zwangsarbeit und stalinistische Repressionen wichtige Faktoren ihrer komplexen Nachkriegsbiographien. > Mehr...
04.12. | Museum in der "Runden Ecke" Leipzig: Gedenkveranstaltung - Verlegung von neuen Stolpersteinen in Leipzig. Bisher liegen 202 "Stolpersteine" an 97 Orten in Leipzig. Am Mittwoch, den 4. Dezember 2013, ab 9.00 Uhr, verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig 23 weitere Steine in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Leipzig. Vor den ehemaligen Wohnorten getöteter Mitbürger werden diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg eingelassen. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain: Seit November 2013 ist Anett Dremel als neue Mitarbeiterin für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain tätig. Frau Dremel hat im vergangen Jahr ihr Studium der Politikwissenschaft, Neuesten Geschichte und des Öffentlichen Rechts an der Universität Kiel abgeschlossen. Es folgte ein Praktikum an der KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora und die Mitarbeit am Ausstellungsprojekt „Wiederentdeckt. Zeugnisse aus dem Konzentrationslager Holzen“, zu verschollen geglaubten Zeichnungen und Dokumenten aus einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Daneben übernahm Frau Dremel die Führung von Besuchergruppen und war bis Oktober als freie Mitarbeiterin weiter in der pädagogischen Arbeit der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora eingebunden. Mit großem Interesse sieht Frau Dremel der Arbeit in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain entgegen. Die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen und die Bildungsarbeit in diesem Bereich sieht sie als wichtigen Teil zeitgeschichtlicher Aufklärung.
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Förderverein Gedenkstätte Stollberg - Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V.: Auszeichnung des Fördervereins Gedenkstätte Stollberg – Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V. durch die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung. Der Förderverein Gedenkstätte Stollberg-Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V. wurde von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen eines Wettbewerbs als „Politischer Ort“ Sachsens ausgezeichnet. Aus diesem Grund findet am 27.11.13 um 15.00 Uhr die offizielle Auszeichnung in der Kapelle der ehemaligen Haftanstalt Hoheneck statt. > Mehr...
RÜCKBLICK
30.10. | MDR Fernsehen: Fotoschau über Stasi-Opfer und Unrechtsorte. Der MDR berichtete über die Eröffnung der Fotoausstellung "Unschuldige Orte. Und Erinnerungen." in der Gedenkstätte Bautzen. > Mehr...
Kalenderblatt
10.11.1942 I Auf Betreiben der Werksleitung des zur Zeiss Ikon AG gehörenden Dresdner Goehle-Werkes findet eine gemeinsame Besprechung mit der Gestapo und der NSDAP-Kreisleitung statt. Gegenstand ist die „Kasernierung“ der letzten arbeitsfähigen Dresdner Juden in einem „Judenlager“, um deren Arbeitskraft besser ausbeuten zu können. Aufgrund des Verbots, die Dresdner Straßenbahn zu benutzen, erscheinen viele Juden infolge langer Fußwege erschöpft zur Zwangsarbeit bei Zeiss Ikon. Sie müssen dort feinmechanische und Montagearbeiten bei Rüstungsgütern verrichten.
Bei der Besprechung geht es nur noch um Details wie den Einzug, die Ernährung, die Finanzierung und die Bewachung, denn die grundlegende Entscheidung für die Einrichtung des Lagers war bereits früher gefallen. Die Zeiss Ikon AG stellt ihr Materiallager einschließlich der sieben Baracken an der heutigen Radeburger Straße, damals Dr.-Todt-Straße, in einer Sandgrube oberhalb des St. Pauli Friedhofes zur Verfügung.
Am 23. und 24. November 1942 werden insgesamt 279 Menschen aus den „Judenhäusern“ in Dresden geholt, in der „Städtischen Entseuchungs-Anstalt“ desinfiziert und in das Lager zusammengelegt. Fast alle Lagerinsassen arbeiten in zwei Schichten im nahe gelegenen Goehle-Werk in der Heidestraße 4. Die Arbeit ist körperlich leicht, jedoch wegen der erforderlichen Konzentration sehr anstrengend. Diskriminierend sind die Arbeitsumstände im Werk. Die „Judenabteilung“ befindet sich im Obergeschoss des Fabrikgebäudes. Bei Fliegeralarm dürfen „Nicht-Arier“ nicht mit in die Luftschutzräume.
Am 27. Februar 1943 werden sämtliche Insassen in den frühen Morgenstunden, noch vor der Frühschicht, verhaftet. Der Lagerbereich wird zum „Polizeihaftlager“ erklärt, mit einem geschlossenen Zaun versehen und von Bereitschaftspolizei bewacht. Die wenigen Angestellten der jüdischen Gemeinde, die bisher noch außerhalb des Lagers wohnten, werden ebenfalls festgenommen und in das Lager gebracht. Bis zum 2. März kommen weitere, zur Deportation bestimmte Menschen aus Erfurt, Halle, Leipzig, Plauen und Chemnitz hinzu.
Am Abend des 2. März 1943 beginnt die Räumung des Lagers. Sämtliche Gefangenen werden auf LKWs der örtlichen Schutzpolizei zum Güterbahnhof Dresden-Neustadt gefahren. Von dort geht der Transport in den frühen Morgenstunden des 3. März in Richtung Auschwitz. Dem Transport werden unterwegs Juden aus Berlin und Norwegen angeschlossen. Aus dem am Abend des 3. März aus Dresden in Auschwitz ankommenden Transport mit insgesamt 1.500 Personen werden 680 Personen ins Lager eingewiesen, die anderen etwa 820 Menschen werden sofort in der Gaskammer ermordet. Die Besprechung vom 10. November 1942 hatte hierfür die letzten Weichen gestellt.
Quelle: Zur Geschichte der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933-1945, von Marcus Gryglewski, in: Norbert Haase/Stefi Jersch-Wenzel/Hermann Simon (Hg.), Die Erinnerung hat ein Gesicht. Fotografien und Dokumente zur Nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933-1945, Leipzig 1998.
Fotos (von oben nach unten): 1. Dokument aus „Judenlager Hellerberg“, S. 173. Quellennachweis: Protokoll der Besprechung zur Einrichtung des „Judenlagers Hellerberg“ vom 10.11.1942, Bundesarchiv, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung im Ministerium des Innern der DDR, Dok. K. Nr. 785/1; 2./3. Judenlager Hellerberg/Archiv Stiftung Sächsische Gedenkstätten; 4. Gedenktafel für die vom benachbarten Güterbahnhof aus in die Vernichtungslager deportierten Juden am Bahnhof Dresden-Neustadt (Archiv Sächsische Israelfreunde)
ZITAT DES MONATS
Sünder und Heilige gab es in dieser Partie (Holocaust - Anm. d. Red.), Mörder und Retter, und zwischen beiden gab es die verschiedensten Menschen, die sich an jedem Tag ihres Lebens zwischen Gut und Böse zu entscheiden hatten. Die Wenigen, die Menschen gerettet, unter Lebensgefahr andere dem Rachen des Todes entrissen haben, waren immer Einzelne, die dank irgendeiner mentalen Besonderheit die Fähigkeit des Mitgefühls besaßen und ihrem Gewissen gehorchten. Gleichgültigkeit ist wie Sand, uninteressant; in Unmenschlichkeit verbirgt sich nichts Rätselhaftes, es gibt daran nichts, was zu erklären wäre. Wer aber einen anderen Menschen rettet, ist ein Heiliger. Wer in der Stunde der Versuchung ein Heiliger sein wird, das ist ein Geheimnis unseres Schicksals. Der Entschluss genügt nicht, auch Kraft und Gelegenheit gebende Gnade braucht es.
György Konrád: Vom Wort zur Tat - Das Schicksal meiner Kleinstadt im Zweiten Weltkrieg. Vortrag am 19. Januar 2012 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste anlässlich des 70. Jahrestages der Wannsee-Konferenz, in: Tätigkeitsbericht 2011/2012 der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, S. 65.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.