Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz in Torgau
28.01.19
Mit einer Gedenkfeier am ehemaligen Wehrmachtgefängnis Fort Zinna in Torgau erinnerte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau gemeinsam mit der Stadt Torgau an die Leiden der mehr als 60.000 Inhaftierten der Militärjustiz in Torgau im Zweiten Weltkrieg. Anlass war der bundesweite Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Zahlreiche Gäste nahmen an der Gedenkfeier teil. Unter ihnen befanden sich auch viele Torgauer Schüler.
Vor genau 80 Jahren begann Torgaus Entwicklung zu einem Zentrum der nationalsozialistischen Militärjustiz. Als das Deutsche Reich am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen seinen rassistischen Eroberungszug durch Europa begann, standen die beiden Torgauer Wehrmachtgefängnisse bereit. Weil die deutschen Militärgerichte auch in den besetzten Ländern Europas ihre Urteile sprachen, galt den Häftlingen nichtdeutscher Herkunft in Torgau in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk des Gedenkens.
Die Sächsische Staatsministerin Frau Dr. Eva-Maria Stange, zugleich Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, würdigte in ihrer Gedenkrede die Motive und die Haltungen der damals Verurteilten. Sie betonte den europäischen Charakter des Gedenkens, weil viele Torgauer Häftlinge aus den von Deutschland besetzten Ländern Europas stammten. Diese Häftlinge waren zwangsrekrutierte Soldaten, verurteilte Kriegsgefangene aus verschiedenen Kriegsgefangenenlagern und Zivilisten aus dem europäischen Widerstand.
Die ausländischen Häftlinge im Wehrmachtgefängnis Fort Zinna standen auch im Mittelpunkt, als Torgauer Schüler Auszüge aus dem Tagebuch eines französischen Vizeadmirals lasen. Der Offizier war mehr als ein Jahr im Fort Zinna inhaftiert, davon sieben Monate in Einzelhaft.
Im Anschluss an die Gedenkfeier stellten Schüler des Johann-Walter-Gymnasiums in Torgau ihr Ausstellungsprojekt über den Offizier und Wehrmachthäftling Arno Bischoff vor, das sie gemeinsam mit dem DIZ Torgau erarbeitet haben.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03421 7739681
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