Vor 75 Jahren: Verlegung des Reichskriegsgerichts nach Torgau - Stiftung Sächsische Gedenkstätten/DIZ Torgau erinnert an die Opfer
14.08.18
Vor 75 Jahren, am 18. August 1943, verlegte das Reichskriegsgericht seinen Sitz von Berlin nach Torgau. Dieser Umzug des obersten Gerichtshofs der Wehrmacht ließ Torgau endgültig zum Zentrum der Wehrmachtjustiz im besetzten Europa werden. Zwei große Wehrmachtgefängnisse waren hier bereits seit 1939 in Betrieb. In Torgau wurden während des Zweiten Weltkriegs etwa 60.000 deutsche und ausländische Soldaten und Zivilisten verurteilt und inhaftiert. Mehrere Hundert wurden auch in Torgau hingerichtet.
Aufgabe des Reichskriegsgerichts war es, den politisch und religiös begründeten Widerstand gegen den Krieg mit den Mitteln der Militärjustiz zu verfolgen und zu brechen. Es war insbesondere in Fällen des Hoch-, Landes- und Kriegsverrats zuständig und urteilte in Fällen der „Zersetzung der Wehrkraft“. Seine Befugnisse bezogen sich auch auf Zivilisten.
So verhängte es mehrere Dutzend Todesurteile gegen Angehörige der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Auch verurteilte es ausländische Angehörige des Widerstands aus Ländern wie Polen, Frankreich und Belgien. Gegen Hunderte Zeugen Jehovas sprach es wegen der Verweigerung des Kriegsdienstes die Todesstrafe aus, ebenso gegen zwangsrekrutierte Soldaten aus Luxemburg oder anderen besetzten Ländern, die sich dem Kriegseinsatz entzogen.
Zur blutigen Bilanz der nationalsozialistischen Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg gehören mehr als 20.000 vollstreckte Todesurteile insgesamt. Für etwa 1.200 Hinrichtungen war das Reichskriegsgericht verantwortlich.
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau bewahrt die Geschichte der Verfolgten der Wehrmachtjustiz. Ihr Memorial am Torgauer Fort Zinna, dem einstmals größten Wehrmachtgefängnis, erinnert an die Schicksale der deutschen und ausländischen Opfer der gnadenlosen Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg in Torgau, darunter auch des Reichskriegsgerichts.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03421 7739681
elisabeth.kohlhaas@stsg.de
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