Vortrag in Leipzig: „Unbequeme Opfer? ‚Berufsverbrecher‘ und ‚Berufsverbrecherinnen‘ als Häftlinge in NS-Konzentrationslagern“
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte für Zwangsarbeit LeipzigOrt:
Conne Island, Koburger Straße 3, 04277 Leipzig
Zwischen 1933 und 1945 wurden mehrere Zehntausend Menschen – in erster Linie so genannte „Reichsdeutsche“ – von der Kriminalpolizei unter dem Titel „polizeiliche Vorbeugungshaft“ in Konzentrationslager eingewiesen, wo sie den „grünen Winkel“ der „Berufsverbrecher_innen“ tragen mussten. Als Opfergruppe werden sie trotz dieser hohen Zahl weitgehend ignoriert. Sie waren und sind bis heute in Deutschland und Österreich nicht nur von der materiellen Entschädigung quasi ausgeschlossen, sondern mit ihren Verfolgungsgeschichten auch kein Bestandteil der Erinnerungskulturen.
Dagmar Lieske und Sylvia Köchl gehören zu den Ersten, die sich wissenschaftlich intensiv mit „Berufsverbrechern“ und „Berufsverbrecherinnen“ auseinandergesetzt haben. Anhand von biografischen Beispielen aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen (Männer) und Ravensbrück (Frauen) stellen sie die Verfolgungsstruktur durch die nationalsozialistische Kriminalpolizei vor, weisen auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin und gehen auf die Diffamierungen ein, denen Überlebende aus dieser Opfergruppe in Deutschland und Österreich nach der Befreiung ausgesetzt waren.