Vortrag in Torgau: Polen in der Wehrmacht 1939–1945. Zwang, Verweigerung, Anpassung
Datum:
Veranstalter:
Erinnerungsort TorgauOrt:
DIZ Torgau, Schloss Hartenfels, Flügel B, 2. Etage
Es ist nahezu unbekannt, dass im Zweiten Weltkrieg in Polen etwa eine halbe Million Soldaten zur Wehrmacht eingezogen wurden, viele unter ihnen zwangsweise. Auch in den Wehrmachtgefängnissen in Torgau waren polnische Soldaten inhaftiert und wurden hingerichtet. Prof. Ryszard Kaczmarek, Historiker an der Schlesischen Universität Katowice, hat sich intensiv mit den polnischen Zwangssoldaten befasst. Er schildert unter anderem die Einstellungen von Widerstand und Verweigerung bis zu Pflichterfüllung und Freiwilligkeit. Anhand persönlicher Dokumente geht es auch um die Identitäts- und Loyalitätskonflikte der Betroffenen während des Zweiten Weltkriegs und danach. Die Erinnerung an die unfreiwilligen Soldaten ist in Polen noch heute umstritten.
Das Foto zeigt Heinrich (Henryk) Gawlik, Jahrgang 1922, mit seiner Ehefrau Wanda. Gawlik wurde im Sommer 1943 zwangsweise zur Wehrmacht eingezogen. Er war Pole, genauer Oberschlesier. Über die Eintragung in der „Deutschen Volksliste“ hatte er die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Deshalb musste er gegen seinen Willen Wehrdienst leisten.
Auf dem Weg zu seinem Einsatzort in Belgien desertierte er. Er schloss sich einer polnischen Widerstandsgruppe an. Nach seiner Festnahme verurteilte ihn das Reichskriegsgericht in Torgau am 21. September 1944 wegen Kriegsverrats und Fahnenflucht zum Tode. Das Urteil wurde zwei Monate später im Zuchthaus Halle vollstreckt. In Halle befindet sich auch Gawliks Grab.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03421 7739681
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