Juni 2018
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 9. Juni 2018 wird der von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten herausgegebene Sammelband „Konzentrationslager Sachsenburg (1933–1937)“ in Frankenberg bei Chemnitz präsentiert. Die in Zusammenarbeit mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung erarbeitete Publikation liefert erstmalig eine umfassende Übersicht zur Geschichte dieses Konzentrationslagers auf Basis des aktuellen Forschungsstands. Nach Analysen zu Tätergruppen und einzelnen Tätern aus den Reihen der SA und der SS und Untersuchungen zur Häftlingsgesellschaft sowie Beiträgen zur juristischen Aufarbeitung und zur Geschichte der KZ-Gedenkstätte Sachsenburg in der DDR runden Reflexionen über den Umgang mit dem historischen Erbe bis heute die Darstellung ab (>> weitere Informationen/Bestellung). Am 14. Mai 2018 befürwortete der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten grundsätzlich die Errichtung der Gedenkstätte KZ Sachsenburg auf Grundlage einer von der Stadt Frankenberg vorgelegten Grobkonzeption – er folgte damit dem Stiftungsbeirat und dem Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung, die ebenfalls die Umsetzung des Konzepts empfohlen hatten. Wir freuen uns über diese wichtigen Schritte auf dem Weg zur Realisierung einer Gedenkstätte am historisch authentischen Ort des NS-Konzentrationslagers Sachsenburg.
In wenigen Tagen erscheint zudem eine von der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erarbeitete und durch die Stiftung EVZ geförderte Studie über die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940–1945 im Rahmen der NS-„Euthanasie“ (>> weitere Informationen/Bestellung). Eine Wanderausstellung zu diesem Thema wurde im März 2018 in Wrocław eröffnet und daran anschließend in der Gedenkstätte Gross-Rosen/Rogoźnica gezeigt – weitere Stationen folgen.
Der DDR-weite Volksaufstand vom 17. Juni 1953 jährt sich in diesem Jahr zum 65. Mal. Um den Mut der Menschen und die Opfer dieser gescheiterten Revolution zu würdigen, lädt die Stiftung Sächsische Gedenkstätten gemeinsam mit der Stadt Torgau zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ein. Das DIZ Torgau zeigt aus diesem Anlass bis zum 29. Juli 2018 die Plakatausstellung „Wir wollen freie Menschen sein. Der DDR-Volksaufstand des 17. Juni 1953“.
Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden widmet eine Vortragsveranstaltung der Tätigkeit von Strafverteidigern in (politischen) Gerichtsprozessen der NS-Diktatur. Am Beispiel ausgewählter Verfahren werden die Handlungsspielräume von Anwälten sowie die Rahmenbedingungen für die Rechtsberatung zwischen 1933 und 1945 in den Blick genommen. Auch wird gefragt, welche aktive und nicht zuletzt systemstützende Rolle ihnen als Akteure der politischen Verfolgungsjustiz des NS-Regimes zukam.
Weitere Ankündigungen und Aktuelles aus den Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft im Freistaat Sachsen finden Sie in unserem Juni-Newsletter. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
30.05.2018 | Vortrag in Dresden: „Rechtsbeistand ihrer Mandanten oder verlängerter Arm des Regimes? Strafverteidiger im Nationalsozialismus“
Tausende von Rechtsanwälten traten zwischen 1933 und 1945 vor NS-Gerichten als Verteidiger in Strafsachen auf. Sie wurden damit auch zu Akteuren der politischen Verfolgungsjustiz des NS-Regimes. Am Beispiel ausgewählter Gerichtsverfahren blickt Ralf Oberndörfer auf die Anwaltstätigkeit in der NS-Diktatur und die Rahmenbedingungen für die Rechtsberatung zwischen 1933 und 1945.
> Mehr05.06.2018 | Vortrag in Torgau: Polen in Wehrmachtuniform 1939–1945. Zwang, Verweigerung, Anpassung
Es ist nahezu unbekannt, dass im Zweiten Weltkrieg in Polen etwa eine halbe Million Soldaten zwangsweise zur Wehrmacht eingezogen wurden. Auch in den Wehrmachtgefängnissen in Torgau waren Polen inhaftiert und wurden hingerichtet. Prof. Ryszard Kaczmarek, Historiker an der Schlesischen Universität Katowice, hat sich intensiv mit den polnischen Zwangssoldaten befasst und schildert unter anderem die Einstellungen von Widerstand und Verweigerung bis zu Pflichterfüllung und Faszination.
> Mehr06.06.2018 | Filmvorführung in Leipzig: „Anzahl der Freiheitsgrade“
Katrin Büchel, Filmkünstlerin aus Berlin, durchlebte in ihrer Jugend mehrere DDR-Heimeinrichtungen, u.a. den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. In ihrem zwanzigminütigen Kurzfilm mit 3D-Animation verfremdet sie künstlerisch ihre traumatischen Erfahrungen von Eingesperrtsein, Willkür und Zwang.
> Mehr09.06.2018 | Buchvorstellung in Frankenberg: „Konzentrationslager Sachsenburg (1933–1937)“
Das Konzentrationslager Sachsenburg in der Nähe von Chemnitz war das bedeutendste und am längsten betriebene frühe KZ in Sachsen. Mit dem in der Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschienenen Band wird erstmals eine umfassende Geschichte dieses Konzentrationslagers vorgelegt.
> Mehr08.–10.06.2018 | Frühjahrstagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation
Seit 1983 setzt sich der „Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘ und Zwangssterilisation“ mit den Verbrechen des nationalsozialistischen Gesundheitswesens auseinander. Neben Fragen der Erinnerungskultur und der Vorstellung neuer Forschungsergebnisse wird im Rahmen der Frühjahrstagung des Arbeitskreises in Görlitz und Rothenburg auch das Projekt „Vergessene Opfer der NS-‚Euthanasie‘– Die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940–1945“ der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein sowie die dabei entstandene Wanderausstellung präsentiert.
> Mehr15.06.2018 | Gedenken an die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953
Der Volksaufstand in der DDR jährt sich 2018 zum 65. Mal. Um den Mut der Menschen und die Opfer der gescheiterten Revolution zu würdigen, lädt die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ein.
> Mehr15.06.2018 | DIZ Torgau: Eröffnung der Sonderausstellung „Wir wollen freie Menschen sein“ über den 17. Juni 1953
Anlässlich des 65. Jahrestags des DDR-weiten Volksaufstands vom 17. Juni 1953 lädt das DIZ Torgau zur Eröffnung der Sonderausstellung „Wir wollen freie Menschen sein“ ein. Autor der Ausstellungstexte ist der renommierte Historiker und Publizist Dr. Stefan Wolle. Für die Ausstellung wurden Fotos und Dokumente aus 25 Archiven ausgewählt. Neben Bildikonen, die in das öffentliche Gedächtnis eingegangen sind, präsentiert die Schau weithin unbekannte Bilder aus allen Regionen der DDR.
> Mehr21.06.2018 | Stolpersteinverlegung und Ausstellungseröffnung in Leipzig zur Erinnerung an die Diakonisse Marie Runkel
Über 30 Jahre widmete die 1878 in Merseburg geborene Marie Runkel als Diakonisse ihr Leben der Pflege und Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen. Als sie 1935 selbst psychisch erkrankte, erfuhr sie keine Hilfe. In der Ideologie des Nationalsozialismus als "lebensunwert" betrachtet, wurde Marie Runkel am 17. März 1941 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.
> Mehr21.06.2018 | Kino im Freihof der Gedenkstätte Bautzen: „Barbara“
Die Gedenkstätte Bautzen präsentiert „Barbara“ (D, 2012) von Christian Petzold mit Nina Hoss und Ronald Zehrfeld in den Hauptrollen. Das Drama schildert das Schicksal einer Ärztin, die Anfang der 1980er-Jahre in ein Provinzkrankenhaus in der DDR versetzt wird, nachdem sie einen Ausreiseantrag gestellt hat.
> Mehr26.06.2018 | Ausstellungseröffnung in Dresden: „gegen den strom“
Am 30. Mai 1968 wurde die mittelalterliche Universitätskirche in Leipzig gesprengt. Es folgten vereinzelte Protestkundgebungen, die zu Ermittlungen und Festnahmen führten. In diesem Kontext organisierten junge Leipziger auf dem Elsterstausee eine unangemeldete Lesung. Eine Veranstaltung der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden anlässlich des 50. Jahrestags der Lesung am Elsterstausee.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
07.05.2018 | Schülerinnen und Schüler treffen Zeitzeugen in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Aus Anlass des 73. Jahrestags des Kriegsendes fand am 9. Mai in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain ein Zeitzeugentreffen statt. Schülerinnen und Schüler des Berufsschulzentrums (BSZ) Riesa kamen ins Gespräch mit Menschen, die als Kinder zusammen mit ihren Familien während des Zweiten Weltkrieges aus der Sowjetunion verschleppt worden waren. Die Jugendlichen interessierten sich vor allem dafür, wie das Weiterleben nach dem vernichtenden Krieg in der Sowjetunion funktionierte und mit welchen Gefühlen die einst gewaltsam Verschleppten heute nach Deutschland reisen.
> Mehr14.05.2018 | Gedenktafel für Irmgardis Šmuck in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein enthüllt
Seit dem 12. Mai 2018 erinnert eine Gedenktafel in der Gedenkstätte Pirna-Sonennstein an die Ermordung von Irmgardis Šmuck. Sie wurde aufgrund einer psychischen Krankheit erstmals 1916 im Psychiatrischen Krankenhaus Troppau (heute: Opava, Tschechien) aufgenommen. Am 10. Dezember 1940 wurde sie mit zusammen mit über 100 weiteren Menschen per Zug in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein verlegt und dort durch Giftgas ermordet.
> Mehr15.05.2018 | Stiftung Sächsische Gedenkstätten empfiehlt Umsetzung des Konzepts zur Errichtung der Gedenkstätte frühes KZ Sachsenburg
Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat die grundsätzliche Umsetzung des zu seiner 53. Sitzung vorgelegten Konzeptes für die Gedenkstätte frühes KZ Sachsenburg empfohlen. Der Stiftungsrat folgt damit dem Stiftungsbeirat und dem Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung, die sich im Vorfeld ebenfalls für die Errichtung der Gedenkstätte Sachsenburg ausgesprochen hatten.
> Mehr24.05.2018 | Endspurt für das DIZ-Filmteam
Seit mehreren Monaten schon drehen Schüler des Torgauer Johann-Walter-Gymnasiums einen Kurzfilm über das DIZ Torgau. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des DIZ Torgau und des medienpädagogischen Ausbildungs- und Erprobungskanals SAEK Torgau.
> MehrPresseschau
09.05.2018 | Torgauer Zeitung: „Erstmals in Deutschland – Sonderausstellung im DIZ Torgau eröffnet“
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Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
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Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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