Erster Gedenkort für Opfer der NS-„Euthanasie“ in Tschechien eingeweiht
16.11.17
Am 11. November 2017 fand in Kosmonosy eine Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der NS-Krankenmorde in Böhmen und Mähren statt, die gemeinsam vom Museumsverein Kosmonosy, dem Psychiatrischen Krankenhaus Kosmonosy, der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik sowie der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein organisiert wurde.
Nach Vorträgen zu Geschichte und Erinnerung an die NS-„Euthanasie“-Verbrechen wurde die Abteilung III des städtischen Friedhofes Kosmonosy, wo bis Ende 1944 die Verstorbenen der Heil- und Pflegeanstalt Kosmanos beigesetzt worden waren, als Erinnerungsort eingeweiht und gesegnet. Im Anschluss hielt der Generalvikar der Diözese Litomerice, Martin Davídek, ein Requiem.
Damit besteht erstmals ein Gedenkort für die Opfer der NS-Krankenmorde in der Tschechischen Republik. Seine Entstehung verdankt er bürgerschaftlichem Engagement in der Gemeinde und der Unterstützung des psychiatrischen Krankenhauses Kosmonosy.
Über viele Jahrzehnte waren die Folgen der NS-Gesundheitspolitik und der Krankenmorde auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik weitgehend vergessen. Von 2014 bis 2016 führte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein das von der Stiftung EVZ gefördertes Projekt „Tschechische und deutsche Psychiatriepatienten in Böhmen und Mähren – Stigmatisierte Menschen zwischen NS-‚Euthanasie‘ (1940–1945) und Vergessen (1945–1950)“ durch. Die Ergebnisse wurden 2016 im Sammelband „Verlegt – Verstorben – Verschwiegen. Tschechische und deutsche Psychiatriepatienten in Böhmen als vergessene Opfer der NS-‚Euthanasie‘“ (>> Webshop) durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten veröffentlicht.
Kontakt:
Hagen Markwardt (Wissenschaftliche Dokumentation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03501 710963
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