September 2017
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 10. September 2017 findet bundesweit der „Tag des offenen Denkmals“ unter dem diesjährigen Motto „Macht und Pracht“ statt. Die Gedenkstätten Münchner Platz Dresden und Bautzen widmen sich der Architekturgeschichte der beiden Justizkomplexe als Repräsentationsorte staatlicher Herrschaft: Am Münchner Platz Dresden wurden im Gebäude des früheren Königlich-Sächsischen Landgerichts während der NS-Diktatur und in der frühen DDR Regimegegner hingerichtet, in Bautzen waren noch bis 1989 von DDR-Gerichten aus politischen Gründen Verurteilte inhaftiert. Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, 1940/41 Tatort von Massentötungen im Rahmen der NS-„Euthanasie“, stellt im Rahmen von Sonderführungen Architektur und Nutzungszweck des früheren Anstaltsgebäudes in ihrer historischen Entwicklung vor. Zahlreiche weitere Gedenkstätten in Sachsen beteiligen sich und öffnen Bereiche, die sonst nicht oder nur eingeschränkt zugänglich sind. Zudem bieten die Dresdner Gedenkstätten im Rahmen der „Dresdner Museumsnacht“ am 16. September einen Blick hinter die Kulissen historisch authentischer Lern- und Gedenkorte.
Bis zum 8. Oktober zeigt das DIZ Torgau die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. erarbeitete Sonderausstellung „Krieg und Menschenrechte“. In Torgau, einst Sitz des Reichskriegsgerichts und mehrerer NS-Militärgefängnisstandorte, wurden während des Zweiten Weltkriegs Soldaten und Zivilisten von der Wehrmachtjustiz zu menschenverachtender Haft, zum Bewährungseinsatz an der Front oder zum Tode verurteilt. Die Ausstellung thematisiert die historische Entwicklung der Menschenrechte und deren Verletzung in zurückliegenden wie aktuellen militärischen Konflikten und stellt Personen vor, die sich um den Kampf für die Menschenrechte verdient gemacht haben oder selbst Opfer von kriegsbedingten Menschenrechtsverletzungen wurden. Das DIZ Torgau bietet hierzu ein umfangreiches Begleitprogramm an.
Ebenfalls in Torgau findet Mitte September das mittlerweile 15. Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder statt. Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau widmet sich den Bedingungen der Heimerziehung in der DDR sowie ihren Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen bis heute und präsentiert eine Fotoausstellung, in der vier ehemalige Heimkinder das ihnen widerfahrene Leid individuell verarbeitet haben.
Weitere Veranstaltungsankündigungen und Aktuelles aus den sächsischen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft finden Sie in unserem September-Newsletter. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
01.09.2017 | Vortrag in Pirna: „Schlesische Psychiatriepatienten als Opfer der NS-Krankenmorde“
Allein in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wurden über 1.500 Menschen umgebracht, die zuvor in psychiatrischen Anstalten Nieder- und Oberschlesiens lebten. Seit April 2016 untersucht die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein in einem durch die Stiftung EVZ geförderten Projekt die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten im Rahmen der NS-„Euthanasie“. Der Vortrag gibt einen Einblick in die aktuellen Forschungsergebnisse.
> Mehr06.09.2017 | Öffentliche Lesung in Torgau: Die Charta der Menschenrechte
Um auf das hohe und gleichzeitig ständig gefährdete Gut der Menschenrechte aufmerksam zu machen, veranstaltet das DIZ Torgau eine öffentliche Lesung der Charta der Menschenrechte. Die Lesung begleitet die Sonderausstellung „Krieg und Menschenrechte“, die noch bis zum 8. Oktober 2017 im DIZ Torgau zu sehen ist.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der Gedenkstätte Bautzen
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Motto „Macht und Pracht“. Die Bautzener Gefängnisse mit ihrer Geschichte der politischen Verfolgung und Inhaftierung zeigen, wie groß die Widersprüche zwischen „Macht“ und „Pracht“ aus individueller Sicht der Betroffenen sein konnten.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Eine Bauarchäologin führt Interessierte über das einstige Gelände des Kriegsgefangenlagers der Wehrmacht in Zeithain. Die Besucher können unter fachwissenschaftlicher Leitung bauliche Überreste des ehemaligen Lagers sehen, welche in den letzten Jahren von Jugendlichen in verschiedenen archäologischen Workcamps freigelegt wurden. Die Sonderausstellung „Kriegsgefangene Rotarmistinnen im KZ“ ist zum Tag des offenen Denkmals 2017 letztmalig in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain zu sehen.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
Nur wenige Spuren des früheren Justizkomplexes haben sich am Münchner Platz erhalten. Ein Rundgang durch den Schumann-, den Hülsse- und den Tillich-Bau der TU Dresden zeigt die noch sichtbaren Zeichen der fünfzigjährigen Nutzung als Gerichts-, Haft- und Hinrichtungsort sowie die dahintersteckenden Geschichten. Dabei werden auch der frühere Schwurgerichtssaal, die Gefängniskapelle und Außenanlagen des Gebäudekomplexes am Münchner Platz besichtigt.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein bietet zum Tag des offenen Denkmals zwei Sonderführungen über das Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein an. An ausgewählten Beispielen wird dabei die Verbindung von Architektur und Nutzungszweck der Gebäude als Teil eines psychiatrischen Bewahrungssystems in ihrer historischen Entwicklung vorgestellt.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der „Runden Ecke“ Leipzig
Zum diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ können interessierte Besucher wieder einen Blick hinter sonst verschlossene Türen der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale und ihrer Ausweichführungsstelle in Machern sowie in die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig werfen.
> Mehr10.09.2017 | Tag des offenen Denkmals 2017 in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Sonderführungen und Filmpräsentationen in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der MfS-Bezirksverwaltung Dresden.
16.09.2017 | Zeitzeugengespräch und Diskussion in Torgau: Olof-Palme-Friedensmarsch 1987
Der Olof-Palme-Friedensmarsch jährt sich zum 30. Mal. Am 12. und 13. September 1987 demonstrierten anlässlich des Friedensmarsches auch in Torgau Kirchengruppen und Regimekritiker gegen atomare Aufrüstung, für Kriegsdienstverweigerung und für eine saubere Umwelt. Matthias Grimm-Over, damals Mitorganisator der Torgauer Proteste, wird von den Geschehnissen des Olof-Palme-Friedensmarsches in und um Torgau berichten.
> Mehr16.09.2017 | Dresdner Museumsnacht 2017 in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
Zur Dresdner Museumsnacht 2017 bietet die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden ab 18 Uhr Sonderführungen zu verschiedenen Themen an.
> Mehr16.09.2017 | Dresdner Museumsnacht 2017 in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Sonderführungen und Filmpräsentationen in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der MfS-Bezirksverwaltung Dresden.
> Mehr16.09.2017 | 15. Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder in Torgau
Unter dem Motto „Wirklichkeiten und Folgen der Heimerziehung zwischen gestern und heute“ findet in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau bereits zum 15. Mal das Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder statt.
> Mehr21.09.2017 | Abschlussfeier des 10. Reservisteneinsatzes in Zeithain
Durch ihre Instandhaltungs- und Pflegearbeiten im Rahmen des freiwilligen Kriegspflegeeinsatzes tragendie Angehörigen der Reservistenkameradschaft Achim e.V. dazu bei, das Gedenken an die Opfer der in Zeithain begangenen Wehrmachtsverbrechen zu erhalten.
> Mehr23.09.2017 | Theaterpremiere in Dresden: „Der Weg ins Leben“
Ein Theaterprojekt der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau am Staatsschauspiel Dresden über die repressive Heimerziehung in der DDR.
> Mehr26.09.2017 | Vortrag im DIZ Torgau: Ein neues Recht für das 20. Jahrhundert. Das humanitäre Völkerstrafrecht.
Die Historikerin Annette Weinke (Universität Jena) schildert die Entstehung und die Entwicklung des Völkerstrafrechts. Der Vortrag begleitet die Sonderausstellung „Krieg und Menschenrechte“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., die das DIZ Torgau vom 3. August bis zum 8. Oktober 2017 zeigt.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
07.07.2017 | Schicksalsklärung/Auskünfte zu Personen: Antragstellung ab sofort online möglich
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten stellt Betroffenen, Angehörigen, Wissenschaftlern, Medienvertretern, öffentlichen Stellen oder Bevollmächtigten auf Antrag Informationen zu Personen zur Verfügung, die aus unterschiedlichen Gründen Opfer politischer Gewaltherrschaft im Nationalsozialismus oder in der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR wurden. Um das Verfahren benutzerfreundlicher zu gestalten, können Anträge auf Auskunft zu Personen nun über ein neues Online-Formular gestellt werden.
> Mehr07.08.2017 | Zum Nachdenken angeregt: Internationales Jugendcamp im DIZ Torgau
Mit einem fröhlichen Foto nach einem hochinteressanten Tag verabschiedete sich das Internationale Jugendcamp des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am vergangenen Freitag aus dem DIZ Torgau. Die jungen Leute aus zehn Ländern – von Russland über die Türkei bis Italien – hatten sich mit Geschichte und Gegenwart des Torgauer Fort Zinna als Haftstätte befasst.
> MehrAktuelles aus weiteren zeitgeschichtlichen Orten in Sachsen
28.08.2017 | Gedenkstätte Großschweidnitz erhält Dauerleihgabe von Gerhard Richter
Am 28. August 2017 wurde der Gedenkstätte Großschweidnitz e.V. von Mitarbeitern des Gerhard-Richter-Archivs Dresden ein Foto des Bildes „Tante Marianne“ übergeben. Es soll in der zukünftigen Ausstellung als Dauerleihgabe zu sehen sein. Bis zur Fertigstellung der Gedenkstätte wird es in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden aufbewahrt.
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Impressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
V.i.S.d.P.: Siegfried Reiprich (Geschäftsführer)
Sie haben Fragen, Anregungen oder Kritik? Kontaktieren Sie uns!
pressestelle@stsg.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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