Neue Publikation zu tschechischen und deutschen Psychiatriepatienten in Böhmen und Mähren (1940–1945 und 1945–1950)
01.09.16
Die Studie „Verlegt – Verstorben – Verschwiegen“, herausgegeben von Boris Böhm und Michal Simunek, befasst sich mit dem Schicksal der heute weitgehend vergessenen Opfer der nationalsozialistischen Psychiatriepolitik im Reichsgau Sudetenland und dem Protektorat Böhmen und Mähren. Die Publikation entstand im Zuge des von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) geförderten Projekts „Tschechische und deutsche Psychiatriepatienten in Böhmen und Mähren – Stigmatisierte Menschen zwischen NS-‚Euthanasie‘ (1940–1945) und Vergessen (1945–1950)“.
Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der anschließenden Okkupation des tschechischen Staates durch das Deutsche Reich 1938/39 etablierte sich auch dort die nationalsozialistische Gesundheitspolitik, die Menschen mit psychischen Krankheiten und geistigen Behinderungen als „minderwertig“ diskriminierte und verfolgte. Die dramatischen Folgen waren schon bald zu spüren. Im neugeschaffenen Reichsgau Sudetenland wurde 1940 das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ eingeführt und ermöglichte fortan die zwangsweise Unfruchtbarmachung von Menschen, die als „erbkrank“ galten.
Neben der Darstellung der historischen Ereignisse erinnert ein biografischer Gedenkteil an diejenigen Menschen, die dem System der rassenhygienischen Diskriminierung der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Darüber hinaus wird die mangelhafte juristische Aufarbeitung nach 1945 untersucht und die bis heute mitunter nicht einfache Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen beleuchtet.
Bestellung der Publikation „Verlegt – Verstorben – Verschwiegen“