Datenbankprojekt zur namentlichen Erfassung der „Euthanasie“-Opfer in Großschweidnitz schreitet voran
13.07.16
Die Gedenkstätte Großschweidnitz e.V. hat im Dezember 2015 mit der namentlichen Erfassung aller zwischen 1939 und 1945 in der ehemaligen Landesanstalt Großschweidnitz verstorbenen und ermordeten Psychiatriepatienten begonnen. Bis Ende 2016 sollen alle Namen der über 5 700 Patienten in einer Datenbank erfasst sein.
In Kooperation mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein werden dazu die im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden verwahrten Patientenakten ausgewertet. Die Namen der Opfer sollen schließlich in das Gedenkbuch für die sächsischen Opfer der NS-Krankenmorde aufgenommen werden, um an die in Großschweidnitz zu Tode gekommenen Patienten namentlich erinnern und gedenken zu können.
Bislang konnten über 3 700 Patientenakten erfasst werden. Parallel dazu wurden die noch im Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz befindlichen Abgangsbücher und Gräberverzeichnisse gesichtet, ausgewertet und digitalisiert. Ebenso wurden die im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden überlieferten Verwaltungsunterlagen der ehemaligen Landesanstalt und die Akten des Dresdner „Euthanasie“-Prozesses von 1947 gesichtet und teilweise digitalisiert. Die derzeit noch laufenden Recherchen in den Kommunalarchiven der Oberlausitz und im Bundesarchiv Berlin werden im August/September 2016 abgeschlossen.
Durch das Projekt wird die Grundlage für die künftige Dauerausstellung und die historisch-politische Bildung der Gedenkstätte Großschweidnitz gelegt. Zugleich können die zunehmenden Anfragen von Angehörigen präziser und schneller beantwortet werden. Durch die Forschung zur Rolle der Landesanstalt Großschweidnitz im Nationalsozialismus, und insbesondere zum ehemaligen Anstaltsfriedhof, sollen die durch überdosierte Medikamente, Vernachlässigung und systematische Unterernährung begangenen Krankenmorde umfassend aufgearbeitet werden.
Langfristig soll auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof Großschweidnitz für die dort bislang namenlos Ruhenden ein würdiger Gedenkort entstehen. Die Arbeit an einem Gedenkstättenkonzept hat begonnen.
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