Gedenken an Jürgen Fuchs vor dem Thüringer Landtag
19.12.15
Anlässlich des 65. Geburtstages von Jürgen Fuchs veranstaltet der Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am 19.12.2015 um 15 Uhr an der Jürgen-Fuchs-Stele im Foyer des Thüringer Landtags eine Gedenkfeier. Hierzu hat der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, ein Statement abgegeben.
Kurzes Nachdenken über Jürgen Fuchs
Einer wie Jürgen Fuchs findet sich unter Millionen höchstens einmal. Aufrichtigkeit und tiefe Wahrhaftigkeit, die Fähigkeit, die Totalität der nie ganz verstehbaren Welt intuitiv aufzuspüren und sprachlich zu fassen – ebenso poetisch wie rational – zeichneten diesen Dichter aus. Wer in sein Umfeld geriet oder drängte, war fasziniert, ja, auch „erleuchtet“, oder aber phobisch abgestoßen und beunruhigt. Denn Jürgen war „sanft wie alle echten Radikalen“ (Wolf Biermann).
Dass der „Prophet im eigenen Lande“ nichts oder doch zu wenig gilt, sollte uns nicht entmutigen. Die Zeit drängt, hat sich ungeheuer beschleunigt in dieser Welt, in diesem Welt-Dorf. Was er zu sagen hatte, sollte gehört und durchdacht werden, es sei denn, wir wollten einmal mehr, wie im vergangenen „Jahrhundert der Kriege und Revolutionen“, dem „Jahrhundert der Wölfe“ (Nadeschda Mandelstam), in selbstverschuldete Katastrophen taumeln.
Billiger sind Freiheit und Frieden eben nicht zu haben.
Jürgen Fuchs wäre am 19. Dezember 65 Jahre alt geworden.
Siegfried Reiprich, Jena, Berlin, Dresden, 18. Dezember 2015.
Fotocredits: Denis Apel, CC BY-SA 3.0, Jürgen Fuchs ein Tag nach Haftentlassung in West-Berlin, 27. August 1977, Quelle Wikipedia