Zerstörung von Gedenktafeln auf Kriegsgräberstätten der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
09.11.15
An den Gräberstätten des ehemaligen Kriegsgefangenlagers Zeithain, Zschepa I und Zschepa II, sind Gedenktafeln von unbekannten Tätern, vermutlich mit einer Druckluftwaffe, beschossen und zerstört worden. Ob es sich um eine politisch motivierte Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen handelt, ist unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen nach einer Anzeige durch die Gedenkstätte aufgenommen.
Die Einschüsse auf den Tafeln sind zielgerichtet auf Stirn und Schläfe der Abgebildeten erfolgt. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain verurteilen die Gewalt an den Friedhöfen auf das Schärfste.
„Wir sollen auf unsere Gedanken achten, denn sie werden zu Worten, wir sollen Worte zügeln - sie werden zu Handlungen. Deshalb ist hier bereits eine Stufe des Vandalismus erreicht, dem Einhalt geboten werden muss“, sagte Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
Die Gedenktafeln, die Portraits verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener zeigen, wurden von Angehörigen der Verstorben zur Erinnerung auf emaillierten Metallplatten, Keramiken und Kunststein an die Gedenkstätte übergeben, um an den Friedhöfen auf dafür vorgesehenen Tafeln angebracht zu werden. Ziel ist es, den Toten ein Gesicht zu geben und individuell an sie zu erinnern. Dies ist Teil der Neugestaltung der vier Kriegsgräberstätten für sowjetische Kriegsgefangene in Zeithain, die 2013 bis 2015 - finanziert durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz - durch die Gemeinde Zeithain in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain realisiert worden ist.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler und der Botschafter der Russischen Föderation, Wladimir Grinin, sowie der Bürgermeister von Zeithain, Ralf Hänsel, haben gemeinsam anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain auf der Gedenkfeier am 23. April 2015 die neu gestalteten Kriegsgräberstätten eingeweiht. Annähernd 23.000 Namen konnten ermittelt werden und sind auf den Grabstätten verzeichnet.
Die Kriegsgefangenenfriedhöfe Zschepa I und Zschepa II wurden von Dezember 1942 bis zur Befreiung am 23. April 1945 zur Bestattung sowjetischer Todesopfer genutzt. Die verstorbenen Kriegsgefangenen wurden in Massengräbern bestattet. Nach der Befreiung des Lagers wurden noch mehr als 400 weitere sowjetische Todesopfer auf dem Friedhof Zschepa II bis Anfang Dezember 1945 in Einzelgräbern beerdigt. Insgesamt ruhen auf beiden Friedhöfen über 10.000 sowjetische Kriegsgefangene, die Opfer der verbrecherischen Behandlung durch die Wehrmacht wurden.
Kontakt:
Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
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