Vortrag: "Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr am Beispiel der HASAG-Außenlager."
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte für Zwangsarbeit LeipzigOrt:
Vortragssaal der Universitätsbibliothek Albertina, Beethovenstr. 6, Leipzig-Zentrum
Die Schlussphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager gilt als eine Phase, die durch Desorganisation, Chaos und Willkür geprägt gewesen ist. Der Historiker Stefan Hördler stellt diesen Ansatz in seinem neu erscheinenden Buch „Ordnung und Inferno“ in Frage: Er zeigt, dass ab März 1944 eine umfassende Neuordnung des KZ-Systems einsetzte, und dass das letzte Kriegsjahr eine eigenständige Phase in der Geschichte der Lager darstellte. Ab 1944 verfolgte das NS-Regime zwei Ziele: Erstens eine forcierte Ökonomisierung und zweitens eine Stabilisierung des Lagersystems. Zur Analyse beider Dimensionen greift Hördler auf den Begriff der Rationalisierung zurück. Darunter können sowohl die Massenmorde als auch die „Auslese“ der arbeitsfähigen Häftlinge zusammengefasst werden.
Unter anderem am Beispiel der HASAG-Außenlager in Leipzig, Schlieben, Meuselwitz, Altenburg, Flössberg und Colditz stellt Hördler seine Thesen vor.
Stefan Hördler, geb. 1977, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Washington DC, 2011-2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, 2009 Fellow am Center for Advanced Holocaust Studies des U.S. Holocaust Memorial Museum. Veröffentlichungen u. a.: SA-Terror als Herrschaftssicherung. »Köpenicker Blutwoche« und öffentliche Gewalt im Nationalsozialismus (als Hg., Metropol Verlag, Berlin 2013).
Martin Clemens Winter, geb. 1981, Vorsitzender des Fördervereins der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig. Doktorand am Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik an der Universität Leipzig mit dem Thema: „Gewalt und Erinnerung im ländlichen Raum. Die deutsche Bevölkerung und die Todesmärsche“.
Moderation: Martin C. Winter
Stefan Hördler (2014), Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. Wallstein, Göttingen. 592 S., 46,00€. Das Buch erscheint voraussichtlich im April 2014.