Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
nach einem Bonmot, das Mahatma Gandhi zugeordnet wird, kann man aus der Geschichte die Lehre ziehen, dass Menschen aus ihr keine Lehren ziehen. Auf der Behauptung, dass man aus der Geschichte für Gegenwart und Zukunft lernen könne bzw. auf der Forderung, dass man es tun müsse, beruht demgegenüber ein Großteil der Legitimation von Gedenkstätten. Ohne diese Idee ließen sich über Markierung der historischen Orte, memoriale Gestaltung und Grabpflege hinausgehende Aktivitäten kaum rechtfertigen. Handelt es sich vielleicht um eine bloße Hoffnung oder gar Illusion?> Mehr... Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bert Pampel
Vorschau
21.01. | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Film und Gespräch im Kino Cineding: CECTPA - SCHWESTER: Der Dokumentarfilm CECTPA – russisch für Schwester – ist das Porträt einer junggebliebenen, lebenslangen Kämpferin. Eva Vater ist eine von mehr als 5.000 lettischen Juden und Jüdinnen, die von 1941 bis 1945 in den Reihen der sowjetischen Roten Armee gegen die deutsche Wehrmacht kämpften. Überzeugt trat sie als Veteranin in den 1950er und 1960er Jahren öffentlich auf, kämpfte für die Erinnerung an ihren ebenfalls im Kampf gegen die Deutschen gefallenen Bruder und an andere jüdische Kommunisten. Gleichzeitig erfuhr sie den Antisemitismus der lettischen Bevölkerung auch nach 1945 und bekam die Angstherrschaft stalinistischer Funktionäre, die sich in Windeseile gegen ideologische Gegner richten konnte, selbst zu spüren. Als pensionierte Ärztin widmete sie sich mit Leidenschaft dem Schreiben. Im Jahr 1997 beschloss sie, ihrem Sohn Juri zu folgen, der Anfang der 1990er Jahre nach Israel ausgewandert war. > Mehr...
27.01. | Stadtmuseum Riesa: Ausstellungseröffnung „Nicht mit uns! - Sächsische Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur 1933-1945“ anlässlich des Tages zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2014. Der Historiker und Gewerkschafter Dr. Willy Buschak wird eine thematische Einführung in die Sonderausstellung geben. > Mehr...
27.01. | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden: Gedenkfeier der Landeshauptstadt Dresden zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus mit einer Lesung aus Briefen zum Tode verurteilter tschechischer Widerstandskämpfer (Lars Jung, Staatsschauspiel Dresden); musikalische Umrahmung durch Reinhard Gütz (Trompete).
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27.01. | DIZ Torgau: Gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Torgau und der Stadt Torgau aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Menschen, an die in diesem Jahr besonders erinnert wird, sind die polnischen Strafgefangenen, die auf der Grundlage der rassistischen nationalsozialistischen »Polenstrafrechtsverordnung« verurteilt wurden. Ihre Arbeitskraft wurde in den sogenannten »Polenstammlagern« ausgebeutet. Zwei befanden sich zwischen 1942 und 1945 in der Nähe Torgaus: in der Heeresmunitionsanstalt Süptitz sowie bei der WASAG Elsnig. Eine bislang nicht genau zu beziffernde Anzahl von Polinnen und Polen ist dort umgekommen. > Mehr...
28.01. | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Lesung mit Götz Aly: Die Belasteten. "Euthanasie" 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte. Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus findet im Veranstaltungsraum der AWO Sonnenstein eine Lesung mit dem bekannten Berliner Publizisten und Historiker Götz Aly statt. Er wird aus seinem 2013 erschienenen Buch vortragen. Darin beschäftigt er sich vor allem mit der widersprüchlichen Rolle der Angehörigen der Opfer der Krankenmordaktionen während der Zeit des Nationalsozialismus. Vehement setzt sich Götz Aly dafür ein, die Namen der Opfer endlich öffentlich zu nennen.
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05.02. | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Film und Zeitzeugengespräch: Sportsfreund Lötzsch. Der DDR-Radrennfahrer Wolfgang Lötzsch träumte als Ausnahmetalent von Siegen bei der Friedensfahrt und den Olympischen Spielen, doch die Flucht seines Cousins besiegelte den Anfang vom Ende einer verheißungsvollen Karriere. Die SED untersagte weitere sportliche Förderung. Es folgten mehrere Monate Gefängnis, doch Lötzsch ließ sich nicht so einfach unterkriegen. Der Dokumentarfilm „Sportsfreund Lötzsch“ erzählt, wie ein unpolitischer Mensch eine Widerstandskraft entwickelt, die einen ganzen Staatsapparat aus der Fassung bringt. Im Anschluss wird der bekannte Sportjournalist Thomas Purschke eine Einführung zum Doping im Radsport der DDR halten und die Moderation des Gesprächs mit Wolfgang Lötzsch übernehmen.
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05.02. | Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Eröffnung der Wanderausstellung „Ziel: Umerziehung!“ in Rostock. Die Ausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau zur Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR wird mit einem Vortrag von Mitarbeiterin Juliane Thieme in der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen U-Haft der Stasi eröffnet. Die Ausstellung ist dort auf Einladung der BStU Rostock und der LStU Mecklenburg-Vorpommern bis zum 1. März zu sehen. Sie informiert grundlegend über das Umerziehungssystem und seine Folgen in DDR-Spezialheimen. Danach wird sie vom 5.3. bis 28.3. in der Volkshochschule Stralsund zu sehen sein.
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Freiberg | Auf dem Gelände des heutigen Berufsschulzentrums (BSZ) "Julius Weisbach" in Freiberg befand sich am Ende des Zweiten Weltkrieges eines der größten Außenlager des KZ Flossenbürg. Etwa 1.000 jüdische Mädchen und Frauen mussten hier unter anhaltender Todesangst, Kälte, Hunger, Demütigungen und völliger Erschöpfung Zwangsarbeit leisten. Im Rahmen des Projekts "Ortsbegehung - Stadtrecherchen zu Shoah und Täterschaft" des Bildungswerkes Weiterdenken beschäftigten sich Schüler des BSZ 2012/2013 mit dieser Geschichte auf dem Gelände ihrer Schule. Die Projektleiterin Katrin Krahl beschreibt in einem Beitrag für MEDAON. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung die Ziele des Projektes, den konzeptionellen Bezugsrahmen (Forschung und Erinnerung zu lokalen Akteuren im Nationalsozialismus) sowie die im Ergebnis entstandene Ausstellung, die die Handlungsspielräume und die Mitverantwortung einzelner Menschen beim Holocaust thematisiert. > Mehr...
RÜCKBLICK
08.01.2014 | MDR Figaro: Durchbruch für Gedenkstättenprojekt Hoheneck? Nachdem das Land Sachsen Gelder für die Sanierung bewilligt hat, befragte MDR-FIGARO den Gedenkstätten-Geschäftsführer Siegfried Reiprich.
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13.01.2014 | Dernières Nouvelles d'Alsace: Histoire Malgré-nous et justice nazie. Les tribunaux de la terreur: Artikel über den französischen Dokumentarfilm »Torgau 1939-1945. Chronique d´une justice militaire«. Der Film von Frédéric Stroh und Jean-Marie Fawer beleuchtet Torgaus Rolle als Zentrale des Wehrmachtstrafsystems im Zweiten Weltkrieg und wird in diesen Tagen im französischen Fernsehen ausgestrahlt und in verschiedenen elsässischen Kinos gezeigt. Unter den Häftlingen der Torgauer Wehrmachtgefängnisse waren auch zahlreiche zwangsrekrutierte Elsässer und vom Reichskriegsgericht verurteilte Franzosen. Das DIZ Torgau hat die Recherchen für den Film mit Archivmaterial und Interviews unterstützt. > Mehr...
15.01.2014 | Torgauer Zeitung: "Gestorben in einem Lager bei Torgau". Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus stehen bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, des Torgauer Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) und der Stadt Torgau die Gefangenen der sogenannten Polen-Stammlager im Fokus. > Mehr...
Kalenderblatt
05.01.1976: Erlass einer Ordnung über die Durchführung von Sondermaßnahmen in der Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt. Diese interne Ordnung regelte die Abwicklung der Transporte mit den von der BRD freigekauften Häftlingen. Abgeholt wurden die Häftlinge im Hof der Haftvollzugsanstalt mit Bussen, die ein drehbares Nummernschild besaßen. Besondere Beachtung fand im neuen Erlass die westdeutsche Busbesatzung (Kraftfahrer, Arzt, Krankenschwester), die zur Abholung eingesetzt war. Während die Busse mit den Häftlingen beladen wurden, durften sich diese „feindlichen Kräfte“ nur in einem bestimmten Gebäudeteil aufhalten. Hier erhielten sie in einem speziellen Aufenthaltsraum von zwei zur Beaufsichtigung beauftragten MfS-Mitarbeitern eine Belehrung sowie einen Imbiss. Alle Diensträume des entsprechenden Gebäudeteils mussten geschlossen bleiben, um jegliche Kontakte zu den BRD-Bürgern zu unterbinden. Über das Gefängnis auf dem Kaßberg in Chemnitz wurden zwischen 1951-1989 33.000 freigekaufte Häftlinge in die Bundesrepublik entlassen.
Quelle: Nancy Aris/Clemens Heitmann (Hrsg.): Via Knast in den Westen. Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte. Leipzig, S. 60-61.
Foto: Christian Sünderwald, abrufbar auf der Homepage des Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis.
ZITAT DES MONATS
Es gibt kein feineres und kein sicheres Mittel, die bestehenden Grundlagen der Gesellschaft umzustürzen, als die Vernichtung der Währung. Dieser Vorgang stellt alle geheimen Kräfte der Wirtschaftsgesetze in den Dienst der Zerstörung, und zwar in einer Weise, die nicht einer unter Millionen richtig zu erkennen imstande ist.
John Maynard Keynes, Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages, Berlin 1920, S. 192.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.