Präsentation der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein in Berlin
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Pirna-SonnensteinOrt:
Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund, Brüderstraße 11/12, 10178 Berlin
Die Veranstaltung gibt über eine Darstellung der Arbeit der Gedenkstätte hinaus einen Einblick in den Stand der Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen und stellt neuere Forschungs- und Erinnerungsprojekte zur Thematik vor.
Programm
Begrüßung: Staatssekretär Erhard Weimann
Grußwort: Prof. Dr. Sabine von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Grußwort: Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Vortrag von Dr. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: „Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen. Geschichte – Aufarbeitung – Gedenken an die Opfer"
Lange gehörten sie zu den „vergessenen Opfern“ des Nationalsozialismus: Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordet worden sind. Mehr als 200.000 Menschen starben, da sie nach der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus als „lebensunwert“ galten. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es in Polen und später im von Deutschland besetzten Osteuropa zur Erschießung und Vergasung der Patienten von Heil- und Pflegeanstalten. Ab Herbst 1939 wurden in Deutschland behinderte Kinder und Jugendliche in so genannten „Kinderfachabteilungen“ durch Medikamente getötet. Im Rahmen der „Aktion T4“ wurden in speziell dazu hergerichteten Gasmordanstalten zehntausende Menschen ermordet. Nach Abbruch der Aktion kam es zur so genannten „dezentralen Euthanasie“, in deren Verlauf noch einmal zehntausende alte, psychisch kranke sowie geistig und körperlich behinderte Menschen durch Nahrungsentzug, mangelnde Pflege oder Medikamente getötet wurden.
Im Zentrum der Aufarbeitung dieses Verbrechenskomplexes in Sachsen steht die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Sie erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthansie“-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein in den Jahren 1940/41. 13.720 Menschen mit psychischen Krankheiten oder geistigen Behinderungen sowie mindestens 1.031 Häftlinge aus Konzentrationslagern wurden in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein in einer Gaskammer systematisch ermordet. Erst ab 1989 drang der fast vergessene Massemord dank bürgerschaftlichen Engagements allmählich wieder in das öffentliche Bewusstsein der Region. Seit dem Jahr 2000 dokumentiert die Gedenkstätte am historischen Ort die Spuren der Verbrechen. Ihre Dauerausstellung zeichnet nach, unter welchen Umständen sich die Ideologie der „Rassenhygiene“ verbreitete. Sie beleuchtet Hintergründe und Strukturen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Mordpolitik.
Foto: Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein mit der Gedenkanlage, 2013, Jürgen Lösel, Dresden