Neue Buchveröffentlichung: „Lest we forget – Memory of Totalitarianism in Europe“
13.09.13
Die zunächst noch in englischer Sprache erschienene Veröffentlichung des tschechischen „Institute for the study of Totalitarian Regimes“ in Kooperation mit dem europäischen Bildungsprojekt „Platform of European Memory and Conscience“, dessen Mitglied auch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist, enthält 30 biografische Porträts von Menschen aus 16 europäischen Ländern, die Widerstand gegen die totalitären Diktaturen im 20. Jahrhundert leisteten. Auch Birgit Sack, Bert Pampel und Siegfried Reiprich sind mit Aufsätzen über Margarete Blank und Heinz Brandt als Beispiele deutscher Opfer sowohl des NS- als auch des DDR-Regimes darin vertreten.
Pro Land durften mehrere Biographien vorgeschlagen werden, zwei wurden ausgewählt, beide deutsche Beiträge fielen an die Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Weiterhin enthält der Sammelband eine umfangreiche Fotosammlung und Faksimiles von Dokumenten sowie eine DVD mit zusätzlichem Material (Filme, Texte, Karten etc.). Besonders beeindruckt das Leben des polnischen Offiziers Witold Pilecki, der mit atemberaubenden Mut als einziger bekannter Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des Konzentrationslagers Ausschwitz ging, die Wahrheit herausfand, die „niemand wissen wollte“ (Walter Laqueur), am Warschauer Aufstand teilnahm, überlebte – um dann 1948 unter Stalins polnischem Statthalter Bierut wegen „Spionage“ hingerichtet zu werden.
Die Veröffentlichung ist das Ergebnis der Arbeit von knapp 40 europäischen Erinnerungsinitiativen, Archiven, Museen und Gedenkstätten, die in der „Platform of European Memory and Conscience“ zusammenwirken und richtet sich in erster Linie an die junge Generation, an Studenten und Schüler ab 16 Jahren. Ihnen sollen die tragischen totalitären Aspekte in der Geschichte Europas veranschaulicht werden, unter denen Menschen aller europäischen Nationen zu leiden hatten, konkret: Es geht um die Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus und seiner Helfer und die der sowjetisch-kommunistischen Diktatur und ihrer Täter. Der Unwert totalitärer Gesellschaftsentwürfe wird exemplarisch gezeigt und die Begriffe Menschenrechte, Freiheit und der demokratischen Werte in der Gesellschaft werden verdeutlicht. Diktaturprävention im Sinne des Schriftstellers und Psychologen Jürgen Fuchs bedeutet hier, dass die Gesellschaften und Bürger aller Staaten im zusammenwachsenden Europa „sich ihre Geschichte erzählen“ (Wolfgang Thierse), die ganze Wahrheit aushalten und eine Wiederkehr diktatorischer Regierungen zu verhindern.
Das Buch in deutscher Sprache trägt den Titel „Damit wir niemals vergessen – Erinnerung an den Totalitarismus in Europa“. Das Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik hat die tschechische Ausgabe bereits für den Unterricht an den Schulen in Tschechien vorgesehen.
Internet: www.memoryandconscience.eu