Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
Spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen, im Grunde aber schon länger, kann jeder wissen, dass sein gesamtes elektronisches Kommunikationsverhalten, insofern über US-amerikanische Firmen wie Google, Apple, Microsoft, Facebook, Amazon etc. abgewickelt, vom amerikanischen Auslandsgeheimdienst NSA überwacht wird. Dies hat Erinnerungen an die Geheimdiensttätigkeit der Staatssicherheit in der DDR geweckt. Aber wie weit trägt der Vergleich zwischen damals und heute? Wie sollten Gedenkstätten mit entsprechenden Besucherreaktionen umgehen? Sollten sie die Thematik gar von sich aus problematisieren? >Mehr ...Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bert PampelPS: In den vergangenen Monaten ist das Erscheinungsbild der Stiftung überarbeitet worden. Daher erscheint dieser Newsletter, wie auch die Website insgesamt, mit einer neuen Wort-Bild-Marke und im neuen Farbton der Stiftung.
Vorschau
31.08.2013 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit an der Pirnaer Gedenkspur. Am Samstag, den 31. August findet der letzte Aktionsnachmittag in diesem Sommer zur Erneuerung der Pirnaer Gedenkspur statt. Dazu laden die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und die Aktion Zivilcourage alle Bürgerinnen und Bürger der Region ein. Um eine Voranmeldung wird gebeten, die Teilnahme ist kostenfrei. .> Mehr..
01.09.2013 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Festliche Übergabe von Paul Goeschs „Tänzerin“ aus dem Jahr 1908. Der Avantgarde-Künstler und Architekt Paul Goesch (1885 – 1940) wurde am 22. August 1940 im Rahmen der nationalsozialistischen „Aktion T4“ in der „Euthanasie“-Tötungsanstalt Brandenburg ermordet. Er hatte über längere Zeit als Patient in Heil- und Pflegeanstalten gelebt. 1908 malte Paul Goesch in Dresden-Laubegast eine Turnhalle komplett aus. Als Schenkung von Frau Ximena León Pellegrin wird das Bild der „Tänzerin“ als ehemaliger Teil dieser Ausmalung künftig dauerhaft in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein präsentiert. > Mehr...
04.09.2013 | Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.: Filmvorführung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jugend in der DDR – Film und Gespräch“. In der 2. Veranstaltung dieser Reihe wird der Dokumentarfilm „‘Revolte‘ am Ostseestrand. Die wahre Geschichte der Glatzkopfbande“ von Inge Bennewitz und Jürgen Ast gezeigt. Herausgegeben wurde der Film im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Jahr 2008. Nach der Filmvorführung findet ein Gespräch mit Inge Bennewitz (Filmautorin) und Jürgen Lehmann (Zeitzeuge) statt. Moderation: Stephan Bickhardt (Vorstandsmitglied ABL e.V.). Der Eintritt ist frei. > Mehr...
07.09.2013 | Gedenkstätte Bautzen: Buchvorstellung und Zeitzeugengespräch: „Komm’se – Gehn’se. In der Obhut der Stasi“. Sigrid Grünewald (geb. 1945) wuchs in West-Berlin auf. Bei einem Besuch in der DDR lernte sie ihren späteren Verlobten kennen und organisierte von West-Berlin aus seine Flucht mit Hilfe von Fluchthelfern. Das Vorhaben wurde jedoch vom Staatssicherheitsdienst inszeniert. Im November 1981 wurde sie verhaftet. Nach ihrer Verurteilung wegen „staatsfeindlichen Menschenhandels“ wurde sie in die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II eingewiesen. Sigrid Grünewald stellt in der Gedenkstätte ihr autobiographisches Buch vor und erzählt von ihrer Zeit als politische Gefangene in der DDR. > Mehr...
08.09.2013 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Tag des offenen Denkmals - Das diesjährige Motto „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ bildet den passenden Rahmen, um sich am Tag des offenen Denkmals bei einem Besuch der ehemaligen Dresdner Stasi-Zentrale einmal mit den unbequemen „Schattenseiten“ der Vergangenheit auseinanderzusetzen. An diesem Tag erwartet die Besucher der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden ein vielfältiges Programm, dass neben Führungen zur Bau- und Haftgeschichte auch die Möglichkeit bietet, auf künstlerischer Ebene dem historischen Ort zu begegnen. > Mehr...
08.09.2013 | Museum im Stasi-Bunker Machern: Tag des offenen Denkmals mit Sonderöffnung des Museums. Das über fünf Hektar große Gelände des Bunkers ist beschildert und kann frei von den Besuchern erkundet werden. Zusätzlich gibt es ständige Führungen durch den Bunker, Filmvorführungen sowie einen ausführlichen Einführungsvortrag zur aktuellen Ausstellung zum Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 „Wir wollen freie Menschen sein!“. Sie präsentiert auf 20 großformatigen Plakaten, wie sich der soziale Protest Berliner Bauarbeiter rasch zur politischen Manifestation entwickelte. Die Texte lieferte der renommierte Historiker und Publizist Dr. Stefan Wolle. Bildikonen sowie unbekannte Fotos und Dokumente wurden aus 25 Archiven für die Ausstellung ausgewählt. > Mehr...
08.09.2013 | Gedenkstätte Bautzen: Zum Tag des offenen Denkmals gibt es Zeitzeugen- und Sonderführungen sowie Dokumentarfilmvorführungen in der Gedenkstätte. Das Motto des diesjährigen Tages des offenen Denkmals „Jenseits des Guten und Schönen. Unbequeme Denkmale“ stellt das ehemalige Gefängnis Bautzen II selbst als Zeitzeuge in den Mittelpunkt. Ausgehend von der ehemaligen Stasi-Sonderhaftanstalt möchte der Tag Antworten auf die Fragen anregen, was Denkmale unbequem macht und warum. Wann ist es ein Gebäude wert, für die Gesellschaft erhalten zu werden? Wie kann man auch die unbequeme Vergangenheit eines Ortes für die Zukunft sichtbar bewahren? > Mehr...
08.09.2013 | Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ in Leipzig zum Tag des offenen Denkmals. Der Rundgang führt zu den Brennpunkten der Friedlichen Revolution in der Leipziger Innenstadt, von der Nikolaikirche über den Augustusplatz bis hin zur „Runden Ecke“, der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche. > Mehr...
08.09.2013 | Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Tag des offenen Denkmals in der Zentralen Hinrichtungsstätte der DDR. Ständig Führungen durch die historischen Räume, in denen von 1960 bis 1981 unter strengster Geheimhaltung die Todesurteile für die gesamte DDR vollstreckt wurden, weiterhin gibt es Erläuterungen zum Themenbereich „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“, möglich ist eine Besichtigung der gleichnamigen Werkausstellung vor Ort. > Mehr...
08.09.2013 | Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Tag des offenen Denkmals im Museum in der „Runden Ecke“. Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“, dazu halbstündlich Sonderführungen unter dem Motto: „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS“ – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes. Besichtigung unter anderem der „geschützten Unterkünfte“ im Kellergeschoss für den Kriegsfall, Kegelbahn des MfS und die wiedererrichtete Klingertreppe mit neuem Wagner-Denkmal. > Mehr...
17.09.2013 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Tagung „Ich bin jetzt nur ein halber Mensch“ - Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Am 14. Juli 2013 jährt sich zum 80. Mal die Verabschiedung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ durch die nationalsozialistische Reichsregierung. Aus diesem Anlass diskutieren Fachleute aus Sachsen mit einem interessierten Publikum über die NS-„Erbgesundheitspolitik“ und die Praxis der Zwangssterilisation in Sachsen. Die Veranstaltung resümiert die bisherige Forschung, aber deckt auch die immer noch großen Defizite in der Aufarbeitung dieses in Sachsen an etwa 10.000 Menschen verübten Unrechts auf. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Stiftung: Seit Mitte Juli veröffentlicht die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erstmals die Namen von ca. 6 000 jüdischen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Dresden auf ihrer Website. Die Namen entstammen nationalen und internationalen Archiven, jüdischen Gemeinden, Friedhofsverwaltungen, Gedenkstättenarchiven, privaten Quellen und einer umfassenden Korrespondenz mit ehemals Verfolgten. Sie wurden durch den Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. unter der Leitung von Frau Lilli Ulbrich zusammengetragen. Die alphabetisch geordnete Datenbank enthält soweit vorhanden Angaben zu Nachname, Vorname, Geburtsdatum und -ort sowie Todestag und -ort. Falls verfügbar, können auf Antrag weitere Auskünfte erteilt werden. > Mehr...
RÜCKBLICK
12.07.2013 | Freie Presse: „Mindestens 26 Freiberger waren Euthanasie-Opfer.“ Am 80. Jahrestag des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wird am Sonntag der Opfer der nationalsozialistischen Geschichte gedacht. „Neben den sterilisierten behinderten Menschen ist die Zahl der etwa 300.000 Getöteten der noch größere Skandal“, betont Michael Düsing, der sich in Freiberg federführend mit dem Schicksal von Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Zu wenig sei in Freiberg bisher zur geschichtlichen Aufarbeitung dieser Zeit getan worden, findet Düsing. > Mehr...
12.07.2013 | Torgauer Zeitung: „Glücklicher Sklave“ – Unter diesem Motto stand vor einiger Zeit ein spannender Abend im DIZ Torgau: Auf ein lebhaftes Echo stieß hierbei der Vortrag des ehemaligen Richters am Obersten Gericht der DDR Rudi Beckert. Beckert, geboren 1932 in Leipzig, berichtete offen und selbstkritisch über seine Justizkarriere in der DDR. > Mehr...
18.07.2013 | Freie Presse: „Schicksale Dresdner Juden im Internet.“ Die Namen von rund 6000 jüdischen Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft sind erstmals im Internet verzeichnet. > Mehr...
22.07.2013 | DIE WELT: „Frauen-Zuchthaus Hoheneck wird zur Gedenkstätte.“ Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR soll das berüchtigte Frauen-Zuchthaus Hoheneck nun zum Erinnerungsort werden. Noch allerdings braucht die Initiative Fördermittel. > Mehr...
24.07.2013 | Torgauer Zeitung: „Die Erinnerung läßt ihn nicht los.“ Rudolf Hinrichs war von 1945 bis 1952 unschuldig in Gefangenschaft. Noch heute setzt er sich für eine rege Erinnerungskultur ein. > Mehr...
10.08.2013 | MDR Fernsehen: „Die vergessenen Kinder von Leipzig.“ Ein Film von Stephan Liskowsky und Dinah Münchow in der Reihe "selbstbestimmt!" im MDR. > Mehr...
Vermischtes
Anlässlich des europäischen Gedenktages für die Opfer totalitärer Regime am 23. August betonte die lettische Europaabgeordnete und frühere Außenministerin und EU-Kommissarin Sandra Kalniete in einem Interview mit der Körber-Stiftung am 20.08.2013 erneut die Bedeutung einer angemessenen Erinnerung an die Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt worden sind, für ein europäisches Geschichtsverständnis. Mehr...
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 7. August 2013 über die Probleme bei der strafrechtlichen Aufarbeitung von Todesschüssen an den Grenzen der ehemaligen CSSR zum westlichen Ausland in der heutigen Tschechischen Republik. Hierbei wird auch auf die Haltung der "Platform for european memory and conscience", in der die Stiftung mitwirkt, Bezug genommen. Mehr...
Kalenderblatt
August 1943 I Wegen der immer häufiger werdenden alliierten Luftangriffe verlagert das Reichskriegsgericht (RKG) im August 1943 seinen Sitz von Berlin nach Torgau. Es bezieht den Komplex der Zietenkaserne neben dem Wehrmachtgefängnis Fort Zinna. Kurz zuvor hatte die Wehrmacht noch die Stadt Meißen favorisiert, doch Torgau lag weiter von den bombengefährdeten mitteldeutschen Industriestandorten entfernt. Die Nationalsozialisten hatten ein von der zivilen Strafjustiz gesondertes militärisches Strafjustizsystem errichtet, vor dessen Militärgerichten sich alle Soldaten – gleich welchen Ranges – bei Straftaten zu verantworten hatten. Das RKG war unter anderem bei Fällen von Hoch-, Landes- und Kriegsverrat, Spionage, Wehrkraftzersetzung sowie in allen Strafverfahren gegen Generäle und Admirale zuständig. Mit seiner Spruchpraxis stützte es das NS-Regime und dessen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Bis zum 7. Februar 1945 verhängte das RKG 1 189 Todesurteile, von denen 1 049 vollstreckt wurden. Bei den Verurteilten handelte es sich unter anderen um Wehrdienstverweigerer, vor allem „Zeugen Jehovas“, Angehörige der Widerstandsorganisation „Rote Kapelle“, französische und polnische Widerstandskämpfer, amerikanische Kriegsgefangene und deutsche Offiziere. Infolge des Räumungsbefehls des Stadtkommandanten an die Einwohner Torgaus vom 14. April 1945 verließ auch das RKG die Stadt wieder, diesmal mit dem Ziel Freising bei München. In den Wirren am Ende des Krieges löste sich das RKG auf. Von bundesdeutschen Gerichten wurde kein Jurist des RKG zur Verantwortung gezogen.
Bild: Adress- und Telefonverzeichnis des RKG vom 15.06.1944 (Archiv DIZ Torgau/Militärhistorisches Archiv Prag)
ZITAT DES MONATS
Totalitäres Denken ist keineswegs auf Ideologen und Politiker in totalitären Systemen beschränkt. Der Totalitarismus entsteht in nicht totalitären Systemen. Dort werden bereits ideelle Grundlagen konzipiert.Insofern hat totalitäres Denken keine Grundlage in einem spezifischen sozialökonomischen Sein. Totalitäres Denken produziert die Ideen, die totalitären Systemen zugrunde liegen - die zu ihrer Etablierung führen, die ihre institutionelle Konstitution bestimmen, die ihre Herrschaftsausübung steuern und rechtfertigen. Es ist mit Haltungen, Einstellungen oder Formen der Überzeugungsbildung verbunden, die sich im Handeln vornehmlich totalitärer Politiker und ihren spezifischen Problemlösungsversuchen zum einen inhaltlich niederschlagen und die zum anderen zugleich der Grund dafür sind, dass es zu solchen Handlungen tatsächlich kommt. Die Identifikation solcher Denkweisen und Einstellungen steht im Dienste der Abwehr eines zukünftigen Totalitarismus.
Lothar Fritze, Anatomie des totalitären Denkens. Kommunistische und nationalsozialistische Weltanschauung im Vergleich, München 2012, S. 522.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.