Wanderausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau „Einweisungsgrund: Herumtreiberei“ mit Begleitprogramm in Halle
31.03.25

Vom 2. April bis 9. Mai 2025 macht die Wanderausstellung „Einweisungsgrund: Herumtreiberei“ in Halle Station. Sie beleuchtet die staatliche Repression gegen Mädchen und Frauen in der DDR, insbesondere die Disziplinierung in Geschlossenen Venerologischen Stationen. Ein umfangreiches Begleitprogramm soll den Erfahrungen der Betroffenen zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit und Anerkennung verhelfen.
Neben einem Beratungsangebot für Betroffene umfasst das Programm ein Erzählcafé, ein Gespräch mit einer Betroffenen und einen Stadtrundgang auf den Spuren der Station in Halle. Bei weiteren Veranstaltungen sprechen Daniela Suchantke (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle), Johannes Beleites (Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt) und Prof. Dr. Florian Steger (Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm).
Staatliche Repression und sexualisierte Gewalt in der DDR
Die Wanderausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau und des Vereins Riebeckstraße 63 e.V. Im Fokus steht die Umerziehung in den Geschlossenen Venerologischen Stationen, in denen systematisch sexualisierte Gewalt ausgeübt wurde. Betroffen waren vor allem Mädchen und Frauen, deren Verhalten von den sozialistischen Idealen der Arbeitsdisziplin, des partnerschaftlichen Zusammenlebens oder der Staatstreue abwich.
Halle als Standort: Ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte
Im Rahmen des Projekts „Gemeinsam das Schweigen brechen“ wird die Ausstellung 2025 an fünf Orte mit ehemaligen Geschlossenen Venerologischen Stationen gebracht. In Halle bestand zwischen 1961 und 1982 eine Geschlossene Venerologische Station in der Poliklinik Mitte. Mädchen und Frauen ab zwölf Jahren wurden dort zwangseingewiesen und waren täglichen gewaltsamen gynäkologischen Untersuchungen, gewaltsamen Bestrafungsmethoden und Demütigungen ausgesetzt. Eine besondere Verantwortung für den menschenunwürdigen Stationsbetrieb trug der damalige Leiter Gerd Münx.
Das Projekt „Gemeinsam das Schweigen brechen“ wird durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Die Präsentation in Halle erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stadt Halle, dem Dornrosa e.V. sowie mit freundlicher Unterstützung des Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Ausstellungsinformationen:
Zeitraum: 2. April bis 9. Mai 2025
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8–20Uhr
Ausstellungsort: Ratshof Halle, 1. Etage, Marktpl. 1, 06108 Halle
Begleitprogramm zur Ausstellung:
- Mittwoch, 2. April 2025, 16:30 Uhr Ausstellungseröffnung mit Daniela Suchantke (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Halle, Johannes Beleites (Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt) sowie den Ausstellungskuratorinnen Juliane Weiß und Hannes Schneider (beide Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau) Ort: Ratshof Halle, 1. Etage, Marktpl. 1, 06108 Halle (Saale)
- Mittwoch, 2. April 2025, 18:00 Uhr Vortrag: „Geschlossene Venerologische Station in der DDR“ von Prof. Dr. Florian Steger (Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm) Ort: „Christian-Wolff-Saal“ im Stadtmuseum Halle, Große Märkerstraße 10, 06108 Halle
- Samstag, 26. April 2025, 15:00 Uhr Zeitzeuginnengespräch mit einer Betroffenen der Geschlossenen Venerologischen Station Leipzig-Thonberg Ort: Dornrosa e.V., Karl-Liebknecht-Str. 34, 06114 Halle
- Mittwoch, 30. April 2025, 10:00–16:00 Uhr Beratungsangebot für Betroffene der Geschlossenen Venerologischen Stationen. Mit Alina Degener (Psycho-soziale Erstberatung) und Maximilian Heidrich (Fragen von Rehabilitierung und Entschädigung) Ort: Dornrosa e.V., Karl-Liebknecht-Str. 34, 06114 Halle
- Mittwoch 30. April 2025, 16:30–18:00 Uhr Erzählcafé zu den Venerologischen Stationen in der DDR. Für Betroffene und Interessierte. Ort: Dornrosa e.V., Karl-Liebknecht-Str. 34, 06114 Halle
- Sonntag, 4. Mai 2025, 14:00 Uhr Stadtrundgang: „Einweisungsgrund: Herumtreiberei. Auf den Spuren der Geschlossenen Venerologischen Station Halle“ von Lea Schulte und Katharina Eger Treffpunkt: vor dem Ratshof Halle, Marktpl. 1, 06108 Halle
Weitere Informationen unter www.einweisungsgrund-herumtreiberei.de sowie auf Instagram unter @einweisungsgrundherumtreiberei.
Kontakt:
Manuela Rummel: m.rummel@jugendwerkhof-torgau.de
Juliane Weiß: j.weiss@jugendwerkhof-torgau.de
Hannes Schneider: h.schneider@jugendwerkhof-torgau.de
Tel: 03421 714203
www.jugendwerkhof-torgau.de
www.blackbox-heimerziehung.de
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