Ausstellungsprojekt „Das Erbe politischer Haft“
09.10.24
Das Ausstellungsprojekt „Das Erbe politischer Haft“ widmet sich einem bisher unbeachteten Thema in der Ausstellungswelt: Den Auswirkungen von Haft und Gewalt auf die nachfolgenden Generationen. Dieses Erbe politischer Haft kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Posttraumatische Belastungsstörungen, Schuld, Scham, Schweigen, aber auch eine höhere Resilienz und ein starkes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein können in den nächsten Generationen auftreten. Die psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung widmet sich diesen Fragen seit geraumer Zeit und markiert diese als ernstzunehmende gesellschaftliche Faktoren, die auch politische Mentalitäten prägen.
Die Ausstellung will ein breites Publikum über die vielfältigen Folgen von Haft informieren. Sie wird als Wanderausstellung in Form einer Videoinstallation konzipiert, welche dann dauerhaft in der Gedenkstätte Bautzen verbleiben soll. Dazu sollen Interviews mit Kindern ehemaliger Häftlinge des Stasi-Gefängnisses Bautzen II geführt werden. Er werden Interviews mit Angehörigen der zweiten (Kinder-) und dritten (Enkel-) Generation geführt. Ziel ist eine ausgewogene Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner. Sie wird nach den repräsentativen Delikten, Staatsbürgerschaften, Geschlechtern und Jahrgängen der Elterngeneration getroffen. Interviews mit einem oder mehreren Fachexpertinnen und Fachexperten sollen in die Funktionsweisen der transgenerationalen Weitergabe einführen.
Erkenntnisleitende Fragen sind: Wie machen sich die Erfahrungen der Eltern und Großeltern individuell und familiär bemerkbar? Wie prägten die Erlebnisse die Beziehung zu den Eltern/Großeltern? Wie wird in den Familien mit den Erfahrungen umgegangen? Gibt es Unterschiede in der Verarbeitung zwischen den Geschlechtern? Wie haben die Erfahrungen der Eltern/Großeltern die Lebenswege der Kinder beeinflusst?
Die Interviews werden von einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte auf der Grundlage eines Fragebogens geführt. Für die technische Umsetzung (Kamera, Licht, Ton, Schnitt) sind Ina Rommee und Stefan Krauss von KRRO Film (Berlin) verantwortlich. Das Team arbeitet seit 2022 mit der Gedenkstätte Bautzen für Zeitzeugeninterviews und mediale Projekte zusammen.
Kontakt:
Dr. Jan-Henrik Peters
Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen
Tel. 03591 530362
Jan-Henrik.Peters@stsg.de