Neue Dauerausstellung „Mut und Ohnmacht“ im Erinnerungsort Torgau feierlich eröffnet
28.08.24
Mit einem würdigen und bewegenden Festakt eröffnete der Erinnerungsort Torgau am Donnerstag, den 22. August 2024, seine neue Dauerausstellung „Mut und Ohnmacht“. Zahlreiche Gäste nahmen daran teil, unter ihnen Zeitzeugen und viele Familienangehörige ehemaliger Häftlinge aus dem In- und Ausland. Die Ausstellung ist nun dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sie ist barrierefrei zugänglich, der Eintritt ist kostenfrei.
Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, eröffnete den Festakt. Grußworte sprachen Maria Bering, Abteilungsleiterin „Erinnerungskultur“ bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, und Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag. Jean-Claude Juncker, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission, steuerte ein Grußwort aus der Ferne bei. Professor Peter Steinbach, Wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, hielt die Festrede.
Die Grußworte betonten, welch große Rolle der neuen Ausstellung gerade für die Zeitzeugen und Opfer zukomme. Damit werde ihre Geschichte einem breiten Publikum erzählt.
Die Gedenkstätte sei aber nicht nur ein Ort, um an das vergangene Unrecht zu erinnern, sondern zeige gleichzeitig die Bedeutung von Zivilcourage und Engagement gegen Diskriminierung und politische Verfolgung in der Gegenwart. Barbara Klepsch stellte zudem die thematische Besonderheit der neuen Ausstellung in den Mittelpunkt: Nirgendwo sonst könne die Geschichte der NS-Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg so umfassend erzählt werden wie am Erinnerungsort Torgau. Dass die Ausstellung im Kontext des 85. Jahrestages des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen eröffnet wurde, sei daher genau passend.
Auch Maria Bering hob noch einmal die Dimensionen der Verbrechen der NS-Militärjustiz hervor. Evelyn Zupke fragte nach den Folgen der politischen Haft und verwies auf die Aktualität der Thematik: Auch im heutigen Russland werden Menschen aufgrund politischer Straftatbestände verurteilt.
Professor Steinbach führte in seiner
Festrede aus, dass Leiden nicht vergleichbar sei. Gedenkstätten dürften nicht zum Kampfplatz werden, sie seien „keine Orte zur Durchsetzung eines Geschichtsbildes“. Sie sollten vielmehr „verlässlich informieren, Kritik und Pietät verbinden, zur Selbstreflexion anregen, Kontroversen nicht nur aufgreifen, sondern bearbeiten". Geschichte sollte demnach auch nicht aus der Rückschau, sondern aus der jeweiligen Gegenwart der Menschen verstanden werden. Dabei kämen die individuellen Herausforderungen, Entscheidungen und Widersprüche zu Tage. Diese müssten erzählt und auch nebeneinander stehen gelassen werden.
Führungen mit vertiefenden Einblicken in die Entstehung der neuen Ausstellung rundeten die Eröffnung in den anschließenden Tagen ab.
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Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit
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