Aufarbeitung der Venerologischen Stationen in der DDR – Historikerin Steffi Brüning zu Gast bei bislang größtem Erzählcafé in Leipzig
21.08.24
Bereits zum vierten Mal lud die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau gemeinsam mit dem Verein Riebeckstraße 63 zum Erzählcafé über die geschlossenen Venerologischen Stationen in der DDR nach Leipzig ein. Mit über 30 Personen war es das bisher größte der seit 2023 regelmäßig stattfindenden Treffen.
Anwesend waren am Samstag, den 17. August 2024, nicht nur betroffene Frauen, sondern auch viele Interessierte und Engagierte. Außerdem freuten wir uns über den Besuch von Vicki Vodova, Referentin im Referat für Soziales Entschädigungsrecht, SED-Unrecht und Erinnerungskultur im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie der stellvertretenden Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Teresa Tammer.
Eine derjenigen, die Grundlagenforschung zur Geschichte der Venerologischen Stationen betrieben hat, ist die Historikerin Dr. Steffi Brüning. Sie forschte unter anderem zu den Venerologischen Stationen in Rostock, Berlin und Leipzig und arbeitet derzeit als Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock. In ihren Forschungen kam Brüning unter anderem zu dem Ergebnis, dass die geschlossenen Venerologischen Stationen ab den frühen 1960er Jahren eher dem Heimsystem zuzuordnen sind, als dass sie als Krankenstationen fungierten. Sie hatten die Funktion, Mädchen und Frauen kurzzeitig zu disziplinieren und zu isolieren.
Am Samstag begleitete sie das Erzählcafé und stand den Betroffenen für Fragen zur Geschichte und Aufarbeitung der geschlossenen Venerologischen Stationen zur Verfügung. Die belastenden, oft traumatischen Erinnerungen der Betroffenen sind oft bruchstückhaft. Die Berichte anderer Betroffener oder die wissenschaftliche Forschung helfen, die Erinnerungen einzuordnen, zu verarbeiten und zur Enttabuisierung beizutragen.
Der Termin für das nächste Erzählcafé wird noch bekannt gegeben.
Seit Januar 2024 entsteht in einem Kooperationsprojekt der Gedenkstätte mit dem Verein Riebeckstraße 63 die erste Wanderausstellung zur Geschichte der Venerologischen Stationen in der DDR. Gefördert wird das Projekt durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SEDDiktatur. „Einweisungsgrund: Herumtreiberei“ wird erstmals am 22. November 2024 im Rahmen der Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau gezeigt. Anschließend soll die Wanderausstellung an die Orte der ehemaligen geschlossenen Venerologischen Stationen reisen.
Finanziell unterstützt wurde das vierte Erzählcafé durch die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die bereits beim letzten Erzählcafé mit den Frauen ins Gespräch kam und ihnen ihre weitere Unterstützung zusicherte.
Kontakt:
Tel: 03421 714203
Manuela Rummel: m.rummel@jugendwerkhof-torgau.de
Juliane Weiß: j.weiss@jugendwerkhof-torgau.de
Hannes Schneider: h.schneider@jugendwerkhof-torgau.de
www.jugendwerkhof-torgau.de
www.riebeckstrasse63.de