Erhalt der ehemaligen Busgarage auf dem Pirnaer Sonnenstein akut gefährdet
29.11.23
In den letzten Wochen haben an der ehemaligen Busgarage der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein, die sich seit den 1990er Jahren in Privatbesitz befindet, umfassende Baumaßnahmen begonnen.
Das denkmalgeschützte Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde in der Heil- und Pfleganstalt Pirna-Sonnenstein als Scheune genutzt. Es dürfte sich damit um die älteste erhaltene Anstaltsscheune in Deutschland handeln. 1940 wurde das Gebäude umgebaut und diente als Garage für die drei Busse des Transportkommandos der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. In mehr als 100 Transporten kamen fast 14 000 Menschen dorthin zur Vernichtung. Das Gebäude ist damit ein wichtiges bauliches Zeugnis für die Umsetzung des nationalsozialistischen Massenmordes an Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen. Die Morde waren in dieser Dimension nur durch die Schaffung einer umfassenden Transportlogistik möglich.
Aufgrund ihrer historischen und für die heutige Gedenkstättenarbeit großen Bedeutung beobachten die Geschäftsführung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein den Umgang mit den Überresten eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse der zentralen Krankenmorde in Pirna mit großer Sorge.
Besonders bedenklich ist die Entfernung der beiden Innenwände. Die räumliche Struktur der Busgarage ist damit dauerhaft zerstört und nicht mehr nachvollziehbar. Auch die Garagentüren wurden entfernt. Ihre weitere Erhaltung ist bislang ungeklärt. Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein hat wiederholt öffentlich und mit Gutachten auf den zunehmenden Verfall des Baudenkmals und dessen herausragende Bedeutung für die Erinnerung an NS-Krankenmorde hingewiesen. Aufgrund der aktuell sichtbaren Entwicklung befürchten wir, dass die ehemalige Busgarage durch eine starke Überformung der Bausubtanz künftig nicht mehr erkennbar und damit als Erinnerungsort verloren sein wird.
Wir erhoffen uns von allen beteiligten Akteuren eine offene und transparente Kommunikation und einen sensiblen Umgang mit diesem wichtigen baulichen Zeugnis der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in Pirna.
Kontakt
Hagen Markwardt (Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Öffentlichkeitsarbeit)
Tel. 03501 710963
hagen.markwardt@stsg.de
Sven Riesel (Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel. 0351 4695545
sven.riesel@stsg.de