Stiftung Sächsische Gedenkstätten bei den 19. Sächsischen Jugendgeschichtstagen
25.11.23
Zeitzeugengespräch „Friedliche Revolution für alle? Rassismus und rechte Gewalt in der DDR und Ostdeutschland nach 1990“ (©StSG)
Stiftung Sächsische Gedenkstätten unterstützte die 19. Sächsischen Jugendgeschichtstage, die am 23. und 24. November im Sächsischen Landtag stattfanden. Die Jugendgeschichtstage sind der jährliche Höhepunkt des Jugendgeschichtsprogramms „Spurensuche“ der Sächsischen Jugendstiftung. Der stellvertretende Stiftungsgeschäftsführer Sven Riesel führte das Panel „Friedliche Revolution für alle? Rassismus und rechte Gewalt in der DDR und Ostdeutschland nach 1990“ mit einer Filmvorführung und einem Zeitzeugengespräch durch.
Der Film „Jorge. Tod eines Vertragsarbeiters“ erzählt die Geschichte von Jorge Gomondai. Er war 1991 das erste Opfer rassistischer Gewalt in Sachsen nach der Deutschen Wiedervereinigung. An dem Zeitzeugenspräch nahmen Emiliano Chaimite und Roman Kalex teil. Beide sprachen von ihrem Leben in der DDR als so genannter Gastarbeiter und als Jugendlicher im Engagement gegen rechtsextreme Gewalt, über die Transformationszeit mit den Nachwirkungen der SED-Diktatur und über ihr heutiges politisch-gesellschaftliches Engagement.
Zahlreiche Jugendliche nutzten die Möglichkeit zum Austausch von Erfahrungen in ihren Geschichtsprojekten und erlebten vielfältige Workshops. Eine öffentliche Projektmesse, auf der sich alle Jugendgruppen vorstellten, war ein weiterer Höhepunkt. Ein besonderes Angebot war die „BLACKBOX HEIMERZIEHUNG“, ein umgebauter Seecontainer mit einer Ausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, die während der Jugendgeschichtstage vor dem Landtagsgebäude stand und zur Besichtigung einlud.
Das Jugendgeschichtsprogramm „Spurensuche“ fördert, berät und unterstützt Jugendgruppen, die sich in Sachsen mit Geschichtsprojekten engagieren und sich für die Erforschung, Aufarbeitung und Vermittlung von historischen Themen in ihren Heimatregionen einsetzen. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, als Teil der Jury von „Spurensuche“, unterstützt dabei das zivilgesellschaftliche Engagement junger Menschen bei der Erforschung regionaler historischer Ereignisse mit starken erinnerungskulturellen Bezügen.
Seit April dieses Jahres setzten sich 18 Jugendgruppen aus allen Teilen Sachsens mit der Erforschung ihrer Heimat auseinander und sammelten dabei viele Geschichten und Erfahrungen. Bei der Arbeit an ihren Projekten zeigten sie große Kreativität: Es wurden zahlreiche Interviews geführt, Archive und Dokumente untersucht, mit regionalen Vereinen und Museen zusammengearbeitet und sächsische Gedenkstätten besucht. Die Jugendlichen erarbeiteten sich ein tiefes Verständnis für die Vergangenheit und setzten historische Geschehnisse in Bezug zur Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft.
Zu den Jugendgeschichtstagen reisten viele Spurensucherinnen und Spurensucher mit umfangreichem Gepäck an, um ihre Ausstellungen, Broschüren, Modelle oder Filme zu präsentieren. In den Räumen des Sächsischen Landtags, wo normalerweise politische Entscheidungen getroffen werden, erlebten die teilnehmenden Jugendgruppen zwei spannende Tage.
Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Verleihung von drei Jugendgeschichtspreisen durch die Fachjury von „Spurensuche“. Über diese Würdigung konnte sich die Jugendgruppe des Projektes „Was hat Görlitz für eine Verbindung zu Anne Frank?“ freuen. Die Jugendlichen aus der CaTeeDrale e. V. beschäftigten sich mit Eva Goldberg, einer Freundin Anne Franks, und ihrer Fluchtgeschichte und entwarfen dazu eine Wanderausstellung. Ein weiterer Preis ging an die Jugendlichen aus der Wohngruppe „Am Teichhaus“ der Sozialinitiative Kuschnik in Zusammenarbeit mit JUCO Morast. Mit ihrem Projekt „Wohngemeinschaft in Kulturlandschaft“ erforschten sie die Entwicklung und Nutzung des, in die Moritzburger Kulturlandschaft eingebetteten, Mühlgutes von den Anfängen bis heute. Über das Mühlgut, das Teichhaus, ist ein kulturhistorischer und informativer Film entstanden. Die Jugendlichen des Jugend- & Kulturzentrum Alte Brauerei Annaberg e. V. freuten sich ebenso über einen Jugendgeschichtspreis. Sie beschäftigten sich in ihrem Projekt mit der Geschichte der Alten Brauerei, ein Haus in dem die Jugendlichen viele Stunden ihrer Freizeit verbringen.
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Jugendgeschichtsgruppen im Plenarsaal des Sächsischen Landtags (© Sächsische Jugendstiftung und Thomas Schlorke)
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Projektstand der Jugendgruppe des CaTeeDrale e. V. aus Görlitz (© Sächsische Jugendstiftung und Thomas Schlorke)
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Filmvorführung „Jorge. Tod eines Vertragsarbeiters“ (© Sächsische Jugendstiftung und Thomas Schlorke)
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Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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