Vom Freund zum Feind – Podiumsdiskussion zur Kapitulation Italiens am 8. September 1943 und ihren Folgen am 27. November 2023
23.11.23
Die Podiumsdiskussion findet am 27. November 2023 um 18 Uhr (Einlass 17.30 Uhr) in den Räumlichkeiten des Militärhistorischen Museums am Olbrichtplatz 2 in Dresden statt, der Eintritt ist frei. Moderiert von Andrea Dernbach (Redakteurin des Tagesspiegels) diskutieren Dr. Carlo Gentile (Universität Köln), Daniela Geppert (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Schöneweide) und Oberstaatsanwalt Thomas Will (Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen Ludwigsburg).
Am 8. September 1943 kapitulierte das bis dato an der Seite des Deutschen Reiches kämpfende Italien und schloss einen separaten Waffenstillstand mit den Alliierten. Aufgrund der italienischen Kapitulation löste das Oberkommando der Wehrmacht die Operation „Fall Achse“ aus. In wenigen Tagen besetzten deutsche Verbände große Teile Italiens und die bis dahin italienisch besetzten Gebiete in Südosteuropa und Frankreich. Hunderttausende italienische Soldaten wurden als Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich deportiert. Auch in Sachsen kamen in den folgenden Wochen zehntausende Italiener an, fast alle von ihnen am Bahnhof Jacobsthal. Über das Stalag IV B Mühlberg, zu dem das Kriegsgefangenenlager Zeithain als Zweiglager und Lazarett gehörte, wurden die Gefangenen auf Industriebetriebe im damaligen Wehrkreis IV Dresden verteilt. Erkrankte und Verwundete verblieben zunächst im Kriegsgefangenenlager Zeithain. In keinem anderen Lager der Wehrmacht verstarben bis Kriegsende mehr Italiener, insgesamt 873, infolge von Unterernährung. Zeithain wurde für italienischen Gefangenen zum Todeslager, zum „Campo di morte“.
Italien selbst ist in der deutschen Gesellschaft heute eher als Reiseziel und Partner in der Europäischen Union bekannt. Doch verwandelte sich auch die Apennin-Halbinsel in den Tagen nach dem Waffenstillstand zu einem heute eher unbekannteren Kriegsschauplatz, wo sich neben militärischen Gefechten auch zahlreiche deutsche Kriegsverbrechen ereigneten, von denen heute in Deutschland kaum jemand weiß.
So spielen 80 Jahre nach der Kapitulation Italiens das Geschehen in Italien und das Schicksal der italienischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen und Kriegsopfer in der deutschen Erinnerung bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Gleiches gilt für die juristische Aufarbeitung.
Die Podiumsdiskussion ist eine Kooperation der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain / Stiftung Sächsische Gedenkstätten und dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden.
Kontakt
Milan Spindler (Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pädagogik)
Tel: 03525 510472
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