Mit den Ohren durch die Wände sehen. Erster Ausstellungsabschnitt des »Hörgang Bautzen II« wird in der Gedenkstätte Bautzen eröffnet
29.05.12
Mit dem »Hörgang Bautzen II« bietet die Gedenkstätte Bautzen eine außergewöhnliche und in der Gedenkstättenlandschaft bislang einmalige Form der Vermittlung. »Hörgang Bautzen II« ist ein akustisches Erlebnis, das den Besuchern der Gedenkstätte Bautzen auf ganz unmittelbare Weise einen Eindruck davon vermittelt, was Isolation und Überwachung in der berüchtigten Stasi-Sonderhaftanstalt bedeuteten.
Sowohl für die Häftlinge als auch für das Wachpersonal war das Hören von besonderer Wichtigkeit: Stets versuchten die einen zu hören, was die anderen taten. Immer nur Wände und Gitter vor Augen, versuchten die Gefangenen über das Hören Orientierung und eine Unterbrechung ihrer Isolation zu erlangen. Entferntes Schlüsselklappern, dumpfer Arbeitslärm aus dem Keller, ein undeutlicher menschlicher Laut – jedes Geräusch ließ ein Bild in Vorstellungswelt der Gefangenen entstehen. Die neue akustische Ausstellung macht die innere und äußere Klangwelt der Haft erfahrbar.
»Zwei Zellen« bilden den ersten Teilabschnitt des »Hörgang Bautzen II«. In zwei ehemaligen Hafträumen sind zwei gänzlich unterschiedliche Hörstücke zu hören. In einer Zelle wird die Situation des Häftlings mithilfe von Textfragmenten abgebildet, in der anderen ist eine elektronische Klangkomposition zu hören, welche die emotionale Dimension der Situation betont. Akustisch wird ein Eindruck vom Leben in Isolationshaft vermittelt und wie sich der Haftalltag auf das Innenleben des Häftlings auswirkte. „Es gibt keinen Ausweg, keine Lösung und keinen wirklich konstruktiven Gedanken und die einzigen Impulse entstammen dem Schrecken der kleinsten Irritationen“, so Moritz von Rappard, einer der Produzenten des Projekts.
Am Eröffnungsabend sind alle Besucher und Interessierten eingeladen, sich zum ersten Mal in den »Hörgang Bautzen II« einzuhören. Die am Projekt beteiligten Künstler, Dramaturgen und Komponisten Moritz von Rappard, Thomas Ritschel und Frank Bretschneider werden von ihrer Arbeit am »Hörgang« berichten. Ton und Klang können in der Bildungsarbeit dort ansetzen, wo die klassischen Bild- und Textdokumente an ihre Grenzen stoßen. Gemeinsam mit Silke Klewin, Leiterin der Gedenkstätte Bautzen, sollen die Chancen und Möglichkeiten dieser neuen Vermittlungsmethode in der Erinnerungsarbeit besprochen werden.
Hochauflösende Pressefotos zur Darstellung des »Hörgang Bautzen II« / 1. Ausstellungsabschnitt »Zwei Zellen« sowie der Gedenkstätte Bautzen finden Sie für Ihre Berichterstattung im Pressebereich unter https://www.stsg.de/cms/bautzen/pressefotos_downloads oder auf Anfrage per Email.
Weitere Informationen erhalten Sie von Sven Riesel, Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen, Telefon 0 35 91 - 53 03 62 oder Email sven.riesel@stsg.smwk.sachsen.de