Sigmar Gabriel in Bautzen: SPD-Vorsitzender bekräftigt antitotalitären Konsens und will sächsische Gedenkstättenarbeit unterstützen
10.05.12
In seiner Rede zur Eröffnung des 23. Bautzen-Forums erteilte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Sigmar Gabriel, der Verharmlosung der SED-Diktatur und Legendenbildungen in der Rückschau eine klare Absage. Anschließend besuchte er zusammen mit Zeitzeugen, Vertretern der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und der Friedrich-Ebert-Stiftung die Gräberstätte auf dem Bautzner Karnickelberg und erinnerte an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in den Bautzner Gefängnissen, unter denen sich auch viele Sozialdemokraten befanden.
Nach der Totenehrung zeigte sich Gabriel sehr interessiert an der Entwicklung der Gedenkstättenarbeit in Bautzen, wie auch in ganz Sachsen. „Es gibt nahezu keine Form des totalitären Verfolgungswahns der Nazidiktatur oder der kommunistischen Herrschaft, die in Sachsen nicht ihren Niederschlag gefunden hätte“, erläuterte Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. So sollen die NS-„Euthanasie“-Verbrechen als Vorstufe des Holocaust nicht nur in Pirna-Sonnenstein, sondern auch durch eine zukünftige Gedenkstätte Großschweidnitz vermittelt werden. Auch könne man die Errichtung der Nazidiktatur nicht verstehen, ohne die Rolle der so genannten frühen Konzentrationslager, wie z.B. des KZ Sachsenburg, aufzuarbeiten.
Sigmar Gabriel betonte, dass gerade Sozialdemokraten Opfer beider Diktaturen waren. Der Vorsitzende des Bautzen-Komitees und Überlebende des Speziallagers, Harald Möller, und Rocco Schettler, Vorsitzender des OFB Bautzen II, bedauerten, dass die Gedenkstätte Bautzen aufgrund finanzieller Grenzen die Öffnungszeiten nicht so gestalten könne, wie es dem immer noch wachsenden Interesse gerade junger Leute entspräche. Dies habe unlängst auch der enorme Besucherandrang zur Langen Museumsnacht in Chemnitz gezeigt, als erstmals das ehemalige Stasi-Abschiebe-Gefängnis auf dem Kaßberg geöffnet wurde. Dass auch in Stollberg im ehemaligen Frauengefängnis eine Gedenkstätte errichtet werden soll, fand Sigmar Gabriels Interesse.
Gabriel sprach mit Lothar Otter, dem Vorsitzenden des SPD-Arbeitskreises ehemaliger politischer Häftlinge, über Verurteilungen Sowjetischer Militärtribunale und mit einem Angehörigen eines im Speziallager Umgekommenen. Die Gedenkstätten und die Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten leisten hier professionelle Hilfe zur Schicksalsklärung.
Der SPD-Vorsitzende sprach allen in der Aufarbeitung deutscher Diktatur- und Zeitgeschichte Engagierten Dank und Anerkennung aus und betonte seine Absicht, als Bundespolitiker die Verbesserung der Finanzierung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Anpassung an die Inflation und an gestiegene Aufgaben zu unterstützen. Der Bund trägt mit mehr als einem Drittel des Budgets zur Finanzierung der Stiftung bei.