Polnische Opfer der NS-Justiz: Jan Kaźmierczak (1924-1942)
Im Alter von nur 15 Jahren schloss sich Jan Kaźmierczak der polnischen Widerstandsgruppe „Schwarze Legion“ an. Ihr oberstes Ziel war die Wiedererlangung der nationalen Unabhängigkeit Polens. Die enge Verbundenheit mit der katholischen Kirche und der polnischen Nation drückt der Eid aus, den neue Mitglieder schwören mussten.
Bis zu ihrer Verhaftung durch die Gestapo im April 1941 arbeitete die Organisation an der Beschaffung von Munition und Sprengstoff, beobachtete deutsche Posten und übte sich im Gebrauch von Waffen. Jan Kaźmierczak leitete die Sektion in seiner Geburtsstadt Gostyn. Zudem sammelte er chemische Substanzen für die Herstellung von Explosionsmitteln.
Den Prozess gegen vier Hauptangeklagte und weitere 35 Legionäre führte das Oberlandesgericht Posen durch. Es tagte zu diesem Zweck am 13. Mai 1942 in Zwickau. Unter den zwölf Angeklagten, die zum Tode verurteilt wurden, war auch Jan Kaźmierczak. Am 19. Juni 1942 wurde er in die Haftanstalt in der George-Bähr-Straße überführt. Am Tag seiner Hinrichtung, am 24. Juni 1942, schrieb er in seiner Muttersprache einen letzten Brief an seine Eltern. Sein Leichnam wurde mutmaßlich dem Anatomischen Institut der Universität überlassen.
(Übersetzung aus der polnischen Sprache)
Liebe Eltern!
Gelobt sei Jesus Christus!
Versöhnt Euch mit dem Gotteswillen, denn ich gehe getrost zum Tod in die Ewigkeit mit der Hoffnung, dass Gott uns in das Himmelreich aufnimmt. Ich habe nur eine einzige Bitte: Ich flehe Euch um Vergebung aller meiner Undankbarkeiten und um das Gebet für das Seelenheil. Ich werde auch für Euch beten und bei Gott für Euch Fürbitte einlegen. Ich werde Gott um das Glück für Euch bitten, denn ich bin stets mit Gott vereint. Dort, im Himmelreich, werden wir uns alle wieder sehen. Lebt nach Gottesgesetzen und denkt an meine Seele, dann werdet Ihr alles, was Gott schickt, nicht fürchten und in Einigkeit mit Gotteswillen leben. „Der Gotteswille werde Euch heilig“. Gott sei mit Euch.
Euer Sohn Kaźmierczak Jan
Seit 19. April 2012 erinnert im Zwickauer Landgericht eine Gedenktafel an Jan Kaźmierczak und andere hingerichtete polnische Gefangene, die zwischen 1942 und 1943 in Zwickau zum Tode verurteilt wurden.