„Für Nichts und wieder Nichts“ – Filmvorführung in Torgau zeigt das Schicksal von Klaus Rintelen
26.04.23
Wie erging es den Menschen, die in das Visier des Ministeriums für Staatssicherheit und der Justiz der DDR gerieten und ins Gefängnis gesperrt wurden? Damit beschäftigt sich der Film „Für Nichts und wieder Nichts“ und stellt drei Schicksale auf eindrucksvolle Art vor. Am Sonntag, den 16. April 2023, wurde er in der Kulturbastion Torgau vorgeführt. Rund 60 Gäste wohnten der Vorstellung bei. Im Anschluss kamen sie mit den beiden Filmemacherinnen Margot Neubert-Maric und Gisela Tuchtenhagen und mit der Leiterin des Erinnerungsortes Torgau, Elisabeth Kohlhaas, ins Gespräch.
Der Film zeigt auf eine ruhige und intensive Weise die Lebenswege und Haftschicksale von Siegfried Jahnke, Bruno Niedzwetzki und Klaus Rintelen. Letzterer war in den 1950er und 1960er Jahren in Torgau im Fort Zinna inhaftiert. Er hatte sich an einem Protest gegen die Umwandlung seiner Fakultät in eine Ausbildungsstätte für Militärärzte beteiligt. Wegen „Gefährdung der Verteidigungsbereitschaft“ verurteilte ihn ein Gericht daher zu zehn Jahren Haft. Im Gefängnis in Torgau gehörte er dem so genannten Zementkommando an. Täglich musste er Betonpfähle von Lastwagen auf Züge verladen. Diese wurden für den Bau der innerdeutschen Grenzen genutzt.
Die beiden Filmemacherinnen zeigen in ihrer Dokumentation auf erschütternde Weise auf, mit welcher Härte der SED-Staat das Leben seiner Bürgerinnen und Bürger zerstören konnte. Alle drei Protagonisten sind heute in hohem Alter. Noch immer leiden sie unter den Folgen der Haft – vor allem psychisch.
Im Anschluss an die Filmvorführung entwickelte sich eine lebhafte Gesprächsrunde. Elisabeth Kohlhaas gab Hintergrundinformationen zum Strafvollzug der DDR in Torgau: Neben dem Gefängnis für erwachsene Strafgefangene befand sich in Torgau bis 1975 ein Gefängnis für männliche Jugendliche. Beschönigend wurde es als „Jugendhaus“ bezeichnet. Bis 1963 war es im ehemaligen Gerichtsgefängnis im Fischerdörfchen in Torgau untergebracht, ehe die Jugendlichen in einen eigenen Trakt im Gefängnis Fort Zinna verlegt wurden. Im Gebäude im Fischerdörfchen richtete im Anschluss vom Ministerium für Volksbildung den „Geschlossenen Jugendwerkhof“ ein.
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