Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
was verbindet den bekannten deutschen Maler Gerhard Richter und Großschweidnitz in der Oberlausitz? 1965 malte Richter nach einem Foto aus dem Jahr 1932 ein mit "Tante Marianne" benanntes Ölgemälde. Es zeigt hinter dem Maler als Säugling seine damals 14-jährige Tante Marianne Schönfelder. Als diese 21-jährig psychisch erkrankte, wurde sie von nationalsozialistischen Ärzten zwangssterilisiert. Am 16. Februar 1945 starb sie in der Anstalt Großschweidnitz.
Sie gehört damit zu den fast 9.000 Menschen, die über Großschweidnitz in den Tod deportiert oder direkt in der Landesanstalt ermordet wurden. Zunächst waren von Juli 1940 bis August 1941 in 30 Transporten fast 2.500 Patienten aus Großschweidnitz nach Pirna-Sonnenstein verlegt und dort in einer Gaskammer ermordet worden. Darüber hinaus töteten Ärzte und Pflegekräfte nach bisherigem Erkenntnisstand während des Zweiten Weltkrieges 5.700 Patienten in Großschweidnitz durch Medikamentenüberdosierung, systematische Unterernährung oder mangelnde Pflege. Des Weiteren wurden zwischen 1943 und Kriegsende in Großschweidnitz ca. 800 Kinder durch Medikamente umgebracht. Die Ermordeten fanden ihre letzte Ruhestätte in einem Massengrab auf einem Teil des ehemaligen Anstaltsfriedhofs.
Im November 1990 wurde auf diesem Gelände, das zu einem Gedenkort umgestaltet worden war, ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der NS-"Euthanasie" errichtet. Durch Einrichtung einer Ausstellung in einem auf dem Ehrenfriedhof befindlichen Gebäude soll in den kommenden Jahren eine Gedenkstätte, die an diese Menschen erinnert, entstehen. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird dieses Vorhaben unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen im Auftrag des Geschäftsführers
Dr. Bert Pampel
Vorschau
17.04.2012 | Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Ausstellungseröffnung »Ziel: Umerziehung. Die Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR«. Eröffnung der Wanderausstellung durch Christine Clauß (Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz) und Johannes-Wilhelm Rörig (Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs). > Mehr...
19.04.2012 | Landgericht Zwickau: Enthüllung einer Gedenktafel für 22 polnische Widerstandskämpfer, die 1942/43 durch das in Zwickau tagende Oberlandesgericht Posen zum Tode verurteilt und am Münchner Platz Dresden hingerichtet wurden. > Mehr...
23.04.2012 | Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain: Gedenkfeier mit Kranzniederlegung anlässlich des 67. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain. Neben anderen haben sich die 1. Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages, Andrea Dombois, und Vertreter der Botschaft Usbekistans angekündigt. Im Zuge der Gedenkfeier wird außerdem die Sonderausstellung „Die Suche hat ein Ende - Die Schicksalsklärung verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener in Zeithain“ eröffnet. Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und Dokumenten die seit mehr als sechs Jahrzehnten währende Suche von Angehörigen sowjetischer Kriegsgefangener nach Informationen über ihre verstorbenen Verwandten. > Mehr...
24.04.2012 | Bibliothek Südvorstadt Leipzig: Vortrag zum Thema „Eine reine Truppenangelegenheit? Wehrmachtsrichter im Kriegseinsatz“ im Rahmen der Ausstellung „Was damals Recht war... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“. Dr. Claudia Bade (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung Dresden/Dokumentationsstelle Militärjustiz DIZ Torgau) erläutert die Entwicklung, Funktion und Wirkungsweise der Wehrmachtjustiz. > Mehr...
25.04.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Diskussionsabend „Ausländer in der DDR und die Wurzeln des Fremdenhasses“. Der Journalist Oliver Reinhard („Wotansbrüder und Weimarer Front“) diskutiert mit dem ehemaligen Bautzen-II-Häftling Xing Hu Kuo und der Autorin Ines Geipel („Der Amok-Komplex: oder die Schule des Tötens“) über Ausländerfeindlichkeit, nazistische Geisteshaltungen sowie deren Auswirkungen in der sozialistischen Diktatur bis heute. > Mehr...
05.05.2012 | Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Am 5. Mai 2012 findet die Leipziger und Hallenser Museumsnacht statt. Unter dem Motto „Nachtaktiv“ öffnet erstmals auch das Museum im Stasi-Bunker in Machern von 17.00 bis 1.00 Uhr seine Tore und lädt zu Entdeckungen in der ehemaligen Ausweichführungsstelle des Ministeriums für Staatssicherheit ein. > Mehr...
10.05.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Ausstellungseröffnung „Die heile Welt der Diktatur“ Herrschaft und Alltag in der DDR. Gab es tatsächlich so etwas wie eine „heile Welt“ inmitten der Diktatur? Oder waren SED-Herrschaft und Alltag letztlich untrennbar miteinander verbunden? Die Ausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Magazins „stern“ geht diesen grundsätzlichen Fragen auf großformatigen Plakaten nach und lädt zur Auseinandersetzung ein. Die Bilder des Hamburger Fotografen Harald Schmitt, langjähriger Korrespondent des "stern" in der DDR, und die Texte des in Halle/Saale geborenen Historikers Stefan Wolle laden zu einer Zeitreise in eine heute immer fremder anmutende Lebenswirklichkeit ein. In einem Podiumsgespräch diskutiert Sven Felix Kellerhoff (Die WELT) mit Stefan Wolle (DDR-Museum Berlin) und Silke Klewin (Gedenkstätte Bautzen) über den Charakter der DDR. > Mehr...
11.05.2012 | Stiftung 19.30 Uhr Stadtkirche Bad Schmiedeberg: Im Rahmen der nächsten Station der Wanderausstellung „Frühe KZ in Sachsen 1933 - 1937“ vom 02.05. bis 01.06.2012 in der Evangelischen Stadtkirche Bad Schmiedeberg hält Dr. Bert Pampel einen Einführungsvortrag. Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte der frühen Konzentrationslager in Sachsen, die wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 eingerichtet wurden und basiert auf zum Teil bislang unveröffentlichten Fotografien, zeitgenössischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten. > Mehr...
16.05.2012 | Universitätsbibliothek Leipzig: Vortrag „Der höhere Sinn des Davonlaufens. Der Leipziger Deserteur Horst Schluckner und die Verfolgung durch die NS-Militärjustiz“ im Rahmen der Ausstellung „Was damals Recht war... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“. Dr. Magnus Koch (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas) spricht über den Leipziger Deserteur Horst Schluckner und die Verfolgung durch die NS-Militärjustiz. Schluckner desertierte 1942 aus der Wehrmacht. Ihm war vorgeworfen worden, einem sowjetischen Kriegsgefangenen ein Stück Brot zugesteckt zu haben. > Mehr...
20.05.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Dokumentarfilm-Vorführung: „Normale und gutnachbarliche Beziehungen“? 1972 schlossen die DDR und die Bundesrepublik Deutschland den Grundlagenvertrag, in dem beide Staaten „normale und gutnachbarliche Beziehungen zueinander“ versprachen. Zum Internationalen Museumstag behandeln Dokumentarfilme das „Schlüsseljahr“ der deutsch-deutschen Beziehungen und dessen Folgen. > Mehr...
23.05.2012 | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ: Vortrag über „Das Zuchthaus Halle als Vollstreckungsort für Todesurteile von Wehrmachtgerichten«“im Rahmen der Ausstellung „Was damals Recht war... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“. In den letzten drei Kriegsjahren ließen Gerichte der deutschen Wehrmacht insgesamt 275 Todesurteile im Zuchthaus Halle vollstrecken. Eine lokalhistorische Perspektive von Michael Viebig (Gedenkstätte ROTER OCHSE, Halle/Saale) auf die NS-Wehrmachtjustiz. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Gedenkstätte Bautzen: Die Gedenkstätte sucht ab 1. September 2012 eine/n Freiwillige/n für das FSJ Politik. Am FSJ Politik können junge Leute zwischen 16 und 26 Jahren teilnehmen, die einen Schulabschluss besitzen. Der Freiwilligendienst dauert 12 Monate und beginnt am 1. September 2012. Bewerbungen können bis zum 15. Mai 2012 bei der Sächsischen Jugendstiftung eingereicht werden. > Mehr...
Gedenkstätte Ehrenhain-Zeithain: Interessiert an Archäologie und Zeitgeschichte? Die Gedenkstätte sucht Freiwillige für ein Workcamp. Seit 2003 helfen Workcamps bei archäologischen Arbeiten auf dem Gelände, das nach dem Krieg als Panzerübungsgelände diente. Seit 2006 gibt es einen provisorischen Geschichtslehrpfad, der sukzessive dauerhaft ausgebaut werden soll. > Mehr...
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Die Stadt Leipzig und die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig präsentieren ab 12.04.2012 die Ausstellung „Was damals Recht war... - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ im Neuen Rathaus in Leipzig. Die Wanderausstellung wurde von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden in Europa konzipiert. Bis 29. Mai wird dazu ein Rahmenprogramm mit verschiedenen interessanten Veranstaltungen geboten.
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> Rahmenprogramm
RÜCKBLICK
16./17./18.03.2012 | Stiftung: Verschiedene Medien berichteten über den Entwurf zum neuen Gedenkstättengesetz in Sachsen.
taz > Mehr...
Neues Deutschland > Mehr...
Freie Presse Mehr...
28.03.2012 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Gedenkstätte zeigt Zeugnisse von Opfern und Mördern. Mit weiteren Fundstücken vom Elbhang belegt die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein die nationalsozialistischen Verbrechen in der Tötungsanstalt. > Mehr...
30.03.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Die Lausitzer Rundschau kündigt die Gedenkandacht anlässlich des 62. Jahrestages des Bautzener Gefangenaufstandes an. > Mehr...
31.03.2012 | Gedenkstätte Bautzen: MDR online berichtet über die Veranstaltung zum Gedenkandacht anlässlich des 62. Jahrestages des Bautzener Gefangenaufstandes. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
Es ist nicht wahr, daß die Opfer mahnen, bezeugen, Zeugenschaft für etwas ablegen, das ist eine der furchtbarsten und gedankenlosesten, schwächsten Poetisierungen. [...] Auf das Opfer darf sich keiner berufen. Es ist Mißbrauch. Kein Land und keine Gruppe, keine Idee, darf sich auf ihre Toten berufen.
Ingeborg Bachmann 1981
zitiert nach Insa Eschebach, Öffentliches Gedenken. Deutsche Erinnerungskulturen seit der Weimarer Republik, Frankfurt am Main/New York 2005, S. 5.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.