Im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Der sowjetische Kriegsgefangene Mitrofan Andrejewitsch Moros
27.01.23
Am 27. Januar wird in Deutschland den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Beispielhaft für die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes skizziert die Gedenkstätte Ehrenhain-Zeithain anlässlich dieses Gedenktages die Biographien eines Italienischen Militärinternierten und eines sowjetischen Kriegsgefangenen.
Mitrofan Andrejewitsch Moros wurde am 05.05.1915 im ukrainischen Marjaniwka geboren. Am 10.07. geriet er bei Ašmjany in der Nähe von Minsk als Soldat des 345. Baubatallions in deutsche Kriegsgefangenschaft. Von da an durchlief er mehrere Gefangenensammelstellen und Durchgangslager, bis er schließlich am 29.09.1941 am Bahnhof Jacobsthal, zwischen Zeithain und Mühlberg gelegen, ankam. Nach einem neun Kilometer langen Fußmarsch erreichte er das Stalag IV B Mühlberg, wo er mit der Gefangenennummer 126307 registriert wurde.
Bei der Registrierung wurde unter anderem die so genannte Personalkarte I (PK I) erstellt, auf der die neben persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum und –ort, Familienstand, Religion und Beruf auch Datum und Ort der Gefangenname, Impfungen und Informationen über Strafen, Versetzungen und den Gesundheitszustand vermerkt waren. Außerdem waren auf der PK I in der Regel noch ein Foto und ein Fingerabdruck zu finden. Von Mitrofan Moros gibt es jedoch kein Foto, was bei den Gefangenen der ersten Monate scheinbar die Regel war.
Am 10.10.41 wurde Moros ins Stalag 304 (IV H) Zeithain versetzt, weil er nachträglich als Politoffizier eingestuft worden war. Man kann nur vermuten, dass dies durch Denunziation durch Mitgefangene geschehen war. In Zeithain gab es ein Gestapo-Einsatzkommando, das sowjetische Kriegsgefangene vernahm und diejenigen „aussonderte“, die „politisch und rassisch nicht tragbar waren“.
Auf der Rückseite der PK I ist vermerkt, dass der Gefangene am 22.10.1941 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Dies bedeutete jedoch nicht seine Befreiung, sondern seinen Tod. Er wurde in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wo er unverzüglich nach seiner Ankunft ohne weitere Registrierung durch die SS in der dortigen „Genickschussanlage“ ermordet wurde.