Neuer Ausstellungsbereich der Gedenkstätte zeigt archäologische Funde aus der Zeit der Tötungsanstalt
27.03.12
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein eröffnet am 29. März einen neuen Dauerausstellungs-Bereich im Keller des früheren Tötungsgebäudes. In mehreren Vitrinen werden archäologische Fundstücke vom Elbhang hinter der Gedenkstätte gezeigt, die aus der Zeit der nationalsozialistischen Tötungsanstalt stammen.
Der Abschnitt des Sonnensteiner Elbhangs war jahrzehntelang als Deponie genutzt worden. Bei Grabungen von 2001 bis 2008 wurden an diesem Ort persönliche Gegenstände wie Kämme, Brillenteile, Knöpfe und Schmuck geborgen. Diese Dinge waren den Opfern der „Euthanasie“-Verbrechen 1940/41 vor ihrer Ermordung abgenommen worden. Aus dem Bauschutt geborgen wurde auch der Rest eines hitzebeständigen Asbesthandschuhs. Er stammt vom Personal der Einäscherungsöfen und repräsentiert in der Ausstellung das unmenschliche Wirken der Täter.
Die archäologischen Untersuchungen des Hangs bestätigten, dass in der Tötungsanstalt auch die Asche vieler ermordeter Menschen anonym und würdelos auf diesen Hang geschüttet worden war. Heute erinnern an eine Gräberstätte und ein über sechs Meter hohes Gedenkkreuz am authentischen Ort an eines der größten Massengräber aus der Zeit des Nationalsozialismus in Sachsen.
Zur Eröffnung des neuen Ausstellungsbereichs kommt am 29. März der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten unter dem Vorsitz der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Sabine Freifrau von Schorlemer, in Pirna-Sonnenstein zusammen. Dem Stiftungsrat gehören neben dem sächsischen Justizminister Dr. Jürgen Martens und der sächsischen Sozialministerin Christine Clauß auch der Direktor des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts Prof. Dr. Günther Heydemann, der Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen Lutz Rathenow sowie Vertreter von Verbänden, Religionsgemeinschaften, insbesondere der jüdischen Gemeinden und weiterer gesellschaftlichen Gruppen an.
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Tötungsanstalt, die 1940/41 in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein eingerichtet war. 13.720 Menschen mit psychischen Krankheiten oder geistigen Behinderungen sowie über 1000 Häftlinge aus Konzentrationslagern wurden auf dem Sonnenstein ermordet. Die Gedenkstätte dokumentiert in einer Dauerausstellung und dem Gedenkbereich die Spuren des Verbrechens an seinem authentischen Ort und legt die Hintergründe der nationalsozialistischen „Euthanasie“ offen.