Letzte Chance, den „Briefkasten der sehnenden Wünsche“ in der Gedenkstätte Bautzen zu betrachten
13.01.23
In der großen Garage der ehemaligen Stasi-Sonderhaftanstalt „Bautzen II“ steht zwischen einem Barkas „B 1000“ und einem IFA-LKW ein Podest mit einem durchsichtigen Quader. Während die zwei Gefangenentransporter aus der Zeit der DDR zum dauerhaften Bestand der Gedenkstätte Bautzen gehören und mit ihren engen Häftlingszellen begehbar sind, irritiert der große Quader in der Mitte und gibt sein Inneres erst bei genauerem Hinsehen preis.
Umgeben von transparenter Folie ist darin ein gut erhaltener Trabant 601 zu erkennen – der „Briefkasten der sehnenden Wünsche“. Von Mai bis September 2022 diente der Trabi als Briefkasten, in welchen alle Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte ihre ganz persönlichen sehnlichsten Wünsche einwerfen konnten, und dies auch fleißig taten.
Der Bezug zum berühmten Haftort der Staatssicherheit der DDR ist schnell hergestellt: Saßen doch die hier Inhaftierten lange wartend auf ihre Freilassung oder den ersehnten Freikauf in die Bundesrepublik. Das Warten auf einen lang gehegten Wunsch erlebten viele Menschen der DDR in ganz anderer Form, nachdem sie einen Neuwagen der Marke Trabant beantragt hatten. Auch heute warten Menschen sehnsuchtsvoll auf die Erfüllung ihrer Wünsche.
Seit dem 3. Oktober 2022, dem Tag der Deutschen Einheit, ist dieser Briefkasten nun geöffnet und die Wünsche der Menschen sind für Gedenkstättenbesucherinnen und -besucher einsehbar. Die Wünsche erzählen viel über unsere aktuelle Zeit und spiegeln doch auch ganz zeitlose Sehnsüchte wider.
Nur noch bis zum Sonntag, 22. Januar 2023, ist das Kunstobjekt „Briefkasten der sehnenden Wünsche“ in der Gedenkstätte Bautzen zu sehen und für alle Interessierten kostenlos im Rahmen der regulären Öffnungszeiten zugänglich (täglich 10:00 bis 18:00 Uhr, freitags bis 20:00 Uhr).
Die Kunstaktion entstand im Rahmen des Projektes „Stage of Memory“, welches vor allem für junge Menschen eine Auseinandersetzung mit DDR-Unrecht mit kreativen Mitteln anstrebt und aus dem Programm „Jugend erinnert“ der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert wird.
Kontakt:
Christian Schröter (Projekt „Stage of Memory“)
Tel. 03591 5252143
christian.schroeter@stsg.de |