Politische Häftlinge und zu Unrecht Verurteilte waren in all ihrer menschlichen Tragik stets Thema filmischer Auseinandersetzungen. Zahlreiche internationale Produktionen behandeln die realen Schicksale der Eingesperrten und ihrer Angehörigen. Im Spannungsfeld zwischen historischen Abläufen und dramaturgischen Umgestaltungen entstanden preisgekrönte und vielbesprochene filmische Meisterwerke.
Im Freihof des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Bautzen II kann man an vier Abenden Filme sehen, in denen Geschichten von Menschen erzählt werden, die durch politische Umstände unschuldig oder aufgrund ihrer Überzeugung und ihres politischen Engagements eingesperrt wurden – zu jeder Zeit, weltweit.
Der Fall Chodorkowski
2011, Deutschland
Regie: Cyril Tuschi
111 Minuten
Mit der Festnahme durch eine russische Spezialeinheit endet die Karriere des reichsten Mannes Russlands im Oktober 2003 abrupt. Michail Borissowitsch Chodorkowski, jüdischstämmiger Geschäftsmann und Vorstandsvorsitzender des Ölkonzerns Yukos, gründete die Stiftung »Offenes Russland«, unterstützte die politische Opposition und legte sich vor laufenden Kameras mit Präsident Putin an. Im Mai 2005 wurde Chodorkowski wegen schweren Betruges und Steuerhinterziehung zu neun Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Für die einen als Krimineller abgestempelt, sieht Amnesty International Chodorkowskis Verurteilung als politisch motiviert an. Seit Oktober 2003 war er in mehreren Straflagern und Gefängnissen in Sibirien eingesperrt und wird voraussichtlich erst 2016 wieder frei kommen.
Die spannende Dokumentation des Berliner Regisseurs Cyril Tuschi wurde auf der letztjährigen Berlinale gefeiert. Er schildert den Fall eines der schillerndsten und umstrittensten Männer des neuen Russlands. Tuschi recherchierte fünf Jahre lang, drehte in Russland, Deutschland, Israel und den USA und interviewte zahlreiche Freunde, Kritiker und Familienmitglieder Chodorkowskis.
»... ein engagierter und insgesamt sachlicher Dokumentarfilm, der zugleich Politthriller ist. [...] Eine tiefgründige und facettenreiche Innenansicht in das korrupte Imperium, das aus der Konkursmasse der UdSSR seit 1991 entstanden ist.« (Rüdiger Suchsland, film-dienst)
»So gelingt es Tuschi mit seiner Dokumentation zwei Stunden feinsten Politthriller zu präsentieren, der von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.« (Christian Ihle, taz)
»Ein Aufruf zur Einmischung.« (Cinema)
Das Kino im Freihof ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Gedenkstätte Bautzen mit dem soziokulturellen Zentrum Steinhaus e. V. Bautzen.
Die Gedenkstätte Bautzen hat im Juli jeden Mittwoch durchgängig von 10.00 Uhr bis Filmende geöffnet. Alle Filmvorführungen beginnen um 21.30 Uhr.
Getränke und Snacks sind im Angebot.