Dresdner Jugendliche setzen sich künstlerisch mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein auseinander
09.02.12
In einer gemeinsamen Projektwoche haben rund 50 engagierte Jugendliche der Laborschule und der 76. Mittelschule in Dresden zu den nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein geforscht. In zwei künstlerischen Workshops setzten sich die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen vor Ort intensiv und ganz persönlich mit der Thematik auseinander. Die dabei entstandenen emotionalen Performances und Kurzfilme wurden am 3. Februar vor über hundert Zuschauern auf der Bühne des Theaters Junge Generation öffentlich präsentiert.
Das Projekt unter dem Titel "Kunst trifft Politik!" markiert eine neue Kooperation der Theaterakademie des Theaters Junge Generation mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Gemeinsames Ziel ist es, die Angebote der politisch-historischen Bildung einerseits und der kulturellen Bildung andererseits nicht als getrennte Welten zu verstehen. Ganz im Gegenteil können sie als sich ergänzende, gleichberechtigte Impulse in der pädagogischen Arbeit gewinnbringend eingesetzt werden.
In der konkreten Projektarbeit unter dem Thema „Fremde“ forschten die Jugendlichen zur Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Krankheiten im Nationalsozialismus und beschäftigten sich mit dem Schicksal von einzelnen Opfern der NS-„Euthanasie“. Darauf aufbauend arbeiteten sie in zwei künstlerischen Workshops:
Eine Performance-Arbeitsgruppe forderte ausgehend vom Ort und der Geschichte von Pirna-Sonnenstein eine Selbstpositionierung der einzelnen Jugendlichen heraus. Dabei entwickelte sich im Laufe des Projekts eine große Vielfalt individueller künstlerischer Darstellungen, bei denen immer wieder das Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“ aufschien.
In einem Videoworkshop bündelten die Jugendlichen ihre Eindrücke in medialer Form. Dabei entstand ein kurzer Film über die Gedenkstätte und seine Geschichte, bei der die Jugendlichen auch ihre eigenen Gedanken und Fragen kritisch reflektierten. Gerade deswegen eignet sich diese Dokumentation unter dem Titel „Fremde Begegnung“ auch für die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein besonders mit Schulklassen.
Die Jugendlichen der Laborschule setzten die Projektarbeit anschließend in einer zweiten Woche fort und betrachteten das Leitthema "Fremde" aus einem heutigen Blickwinkel. Die Jugendlichen arbeiteten diesmal vor Ort in Gorbitz, dem Stadtteil, in dem sie in die Laborschule gehen, aber in dem sie zum ganz überwiegenden Teil nicht wohnen und der vielen fremd geblieben ist. Politische Bildner informierten konkret über den Rechtsextremismus in Dresden und der Region heute. Erneut arbeiteten sie in den beiden künstlerischen Workshops, deren Ergebnisse in einer großen Abschlusspräsentation im Theater Junge Generation öffentlich vorgestellt wurden.