Gedenken anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain am 23. April 2021
21.04.21
In diesem Jahr jährt sich die Befreiung des Lagers zum 76. Mal. Auf die eigentlich geplante öffentliche Gedenkfeier muss erneut wegen der Corona-Pandemie verzichtet werden. Stattdessen gedenken geladene Vertreterinnen und Vertreter des Freistaates Sachsen sowie aus Politik, Zivilgesellschaft, diplomatischen Corps und der Bundeswehr im Rahmen einer nichtöffentlichen Gedenkveranstaltung am 23. April 2021, um 11 Uhr in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain der Opfer des Lagers. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und der Landesverband Sachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterstützt durch die Gemeinde Zeithain und den Förderverein Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e.V. haben dazu eingeladen,
Neben der Ersten Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages, Frau Andrea Dombois, als Vertreterin von Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler wird die Staatsministerin für Kunst und Tourismus und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Barbara Klepsch, sowie der belarussische S.E. Denis Sidorenko anwesend sein und sprechen. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener diplomatischer Vertretungen sowie der Bundeswehr werden Grußworte sprechen. Die Pfarrerin der Kirchgemeinde Zeithain, Grit Skriewe-Schellenberg, gestaltet die Gedenkfeier mit. Am Ende wird es wie in jedem Jahr eine Kranzniederlegung am Obelisken im Ehrenhain geben.
Die Gedenkfeier wird wie bereits im vergangenen Jahr aufgezeichnet und im Anschluss auf den Webseiten der Gedenkstätte und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Video mit russischen Untertiteln zugänglich gemacht werden.
Stiftung und Gedenkstätte zeigen zudem auf ihren Webseiten vom 23. April bis zum 9. Mai 2021 auf einer Laufleiste die 23754 Namen aller bekannten in Zeithain verstorbenen Kriegsgefangenen mit ihren jeweiligen Geburts- und Sterbedaten. Da insbesondere den vor Beginn der Corona-Pandemie zahlreich anreisenden Angehörigen Besuche der Gedenkstätte und der Friedhöfe nicht mehr möglich sind, möchten wir mit dieser Aktion die Namen der Opfer des Kriegsgefangenenlagers Zeithain in die Öffentlichkeit bringen und daran erinnern, dass hinter jedem Mensch ein Name, ein individuelles Leben mit einer eigenen Geschichte steht.
Anlässlich der Übergabe von 72 kürzlich in Leipzig aufgefundener Fotos aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain durch die Vorstandsmitglieder der VVN-BdA Leipzig e.V., Renate und Gustav Peinel, an die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain wird es im Anschluss daran ab 14 Uhr eine Liveübertragung über YouTube der Podiumsveranstaltung mit dem Titel: „Vernichtungskrieg an der Heimatfront – Neue Fotografien aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain“ geben (https://www.stsg.de/cms/zeithain/veranstaltungen/podiumsdiskusson-vernichtungskrieg-der-heimatfront-neue-fotografien).
Sanda Starke, Fotohistorikerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam, Daniela Schmohl, Vorstandsmitglied der VVN-BdA Leipzig und Jens Nagel, Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, werden sich in dem von Nora Manukjan (Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain) moderierten Gespräch u. a. darüber austauschen, inwieweit die Erinnerungsfotos der Wachsoldaten in Kriegsgefangenenlagern und die darauf in Bezug auf die sowjetischen Kriegsgefangenen zu sehende Gewalt Teil visueller Kriegserzählungen waren, warum sie nicht pietätvoll ausgeblendet oder nur versteckt thematisiert wurde und wie diese Bildquellen in den Kontext des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion einzuordnen sind.
In diesem Jahr jährt sich am 22. Juni 2021 der Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Am 12. Juli 1941 trafen die ersten Gefangenentransporte in Zeithain ein. Die Fotos aus Zeithain zeigen eindrucksvoll die entwürdigende und rücksichtslose Behandlung der sowjetischen Bevölkerung am Beispiel der Kriegsgefangenen. Ihre nachweislich weite private Verbreitung ist ein Indiz dafür, das insbesondere die „Erinnerungsfotos“ der Wachsoldaten in den Kriegsgefangenenlagern im Deutschen Reich zu einem sehr frühen Zeitpunkt dazu beitrugen, dass in der deutschen Kriegsgesellschaft durchaus die Möglichkeit bestand, den verbrecherischen Charakter des Krieges gegen die Sowjetunion ungefiltert durch die Zensur wahrzunehmen.
Trotz der Schließung der Gedenkstätte ist ein individuelles, stilles Gedenken auch im Ehrenhain Zeithain sowie den anderen drei Kriegsgefangenenfriedhöfen Jacobsthal, Zschepa I und II auf dem Gebiet der Gemeinde Zeithain möglich. Unter Beachtung der Bestimmungen der aktuellen Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung besteht die Möglichkeit, die Friedhöfe zu besuchen und Blumen niederzulegen.
Pressemitteilung 23.04.2021.pdf
Nora Manukjan (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
nora.manukjan@stsg.de
Tel.: 03525 5104721939