Zum Tod von Hossein Yazdi am 4. Februar 2021
05.02.21
„Strafgefangener 382“ so bezeichnete sich Hossein Yazdi mit einem verschmitzten Lächeln zuweilen selbst. Gestern, am 4. Februar 2021, ist „382“ im Alter von 86 Jahren verstorben.
Wir trauern um einen großartigen Menschen, der die Arbeit der Gedenkstätte Bautzen von Anfang an begleitet und immer mit vollen Kräften unterstützt hat. Viele Besucherinnen und Besucher der ehemaligen Stasi-Sonderhaftanstalt beeindruckte er mit den Schilderungen seiner Repressionserfahrungen. Insbesondere Schülerinnen und Schülern wusste er die Geschichte der DDR und seines besonderen Lebens nahezubringen.
Hossein Yazdi wurde am 13. September 1934 in Teheran geboren. Seit 1954 studierte er in der DDR Agrarwissenschaften. Vom Kommunismus enttäuscht, übermittelte er ab 1957 Informationen über in der DDR lebende iranisch-kommunistische Exilanten an den Geheimdienst des Schah-Regimes. Gemeinsam mit seinem Bruder Feridoun wurde er 1961 von der Staatsicherheit der DDR verhaftet. Das Bezirksgericht Leipzig verurteilte ihn wegen „Verbrechen gegen das Gesetz zum Schutz des Friedens“ zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe. Beide kamen nach Bautzen II, die Sonderhaftanstalt des Ministeriums für Staatsicherheit. Bis zur Entlassung von Feridoun 1969 waren sie von den übrigen Häftlingen streng isoliert. Kurz vor einem geplanten Staatsbesuch des Schahs in der DDR wurde Hossein Yazdi im Mai 1977 nach fast 16 Jahren aus der Haft entlassen. Seitdem arbeitete er als Journalist. 1992 hob das Bezirksgericht Leipzig das Urteil von 1962 als unrechtmäßig auf.
Trotz der langen Gefangenschaft behielt Hossein Yazdi seine Würde. Das Elend der Erinnerung, das ihn den Rest seines Lebens begleitete, bekämpfte er mit Humor und Großzügigkeit. Seine Lust, das Leben in vollen Zügen zu genießen, war mitreißend und für alle ansteckend. Er hinterlässt eine große Lücke. Wir werden sein Andenken bewahren. Die Erinnerung an ihn wird uns auch zukünftig bei der Arbeit Ansporn und Verpflichtung sein.
Die Geschichte von Hossein Yazdi, eingesperrt im Stasi-Gefängnis Bautzen II
Kontakt:
Susanne Hattig (Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel. 03591 530363
susanne.hattig@stsg.de