Dokumentationsstelle Dresden stellt Informationen über Gefangene früher NS-Konzentrationslager in Sachsen online
26.01.21
Anlässlich des Tages des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar macht die Dokumentationsstelle Dresden Namen und Personendaten zu Insassen früher nationalsozialistischer Konzentrationslager in Sachsen aus ihrer Datenbank auf der Website https://www.stsg.de/fruehe-kz öffentlich zugänglich. Ausgewählte Lebensbilder veranschaulichen exemplarisch die Bandbreite der Haftschicksale.
Die Datenbank der Dokumentationsstelle umfasst zurzeit rund 2500 namentliche Einträge zu Insassen der frühen NS-Konzentrationslager in Sachsen. Den Schwerpunkt bilden Gefangene in den Lagern Sachsenburg, Hohnstein und Colditz. Die Informationen stammen unter anderem aus dem Bundesarchiv, von Arolsen Archives, aus dem Sächsischen Staatsarchiv sowie von Angehörigen. Mehrfachnennungen ergeben sich durch Einträge aus unterschiedlichen Quellen.
Seit den Reichstagswahlen im März 1933 errichteten die Nationalsozialisten reichsweit Konzentrationslager und bildeten „Schutzhaftabteilungen“ in Justiz- und Polizeigefängnissen. In ihnen waren 1933 insgesamt über 80 000 Menschen kürzere oder längere Zeit inhaftiert. In Sachsen sind insgesamt 111 solcher Haftstätten in 80 Kommunen nachgewiesen.
Bei den Verhafteten handelte es sich überwiegend um Kommunisten, Sozialdemokraten oder Gewerkschafter, darunter Landtags- und Reichstagsabgeordnete, Parteifunktionäre, Journalisten, Rechtsanwälte und Künstler. Eine von dem Historiker Dr. Jürgen Nitsche (Mittweida) erarbeitete Auswahl an Lebensläufen von Gefangenen im KZ Sachsenburg wird auf der Website präsentiert. Zu den Porträtierten gehören unter anderen der jüdische Rechtsanwalt und Kaufmann Dr. Wilhelm Harmelin, der kommunistische Gewerkschafter und Chemnitzer Stadtverordnete Fritz Matschke, der katholische Geistliche Joseph Schwarz, der Zeuge Jehovas Otto Fickert sowie der Chemnitzer Kulturfunktionär Karl Otto. Er war der Herausgeber der Broschüre „Das Lied von Sachsenburg“, der einzigen bescheidenen Überblicksdarstellung zum KZ Sachsenburg, die in der DDR erschien.
Die Dokumentationsstelle erteilt auf Anfrage zusätzliche Auskünfte zu den aufgeführten Personen, sofern ihr diese vorliegen. Es werden fortlaufend neue Namen erfasst.
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de
www.dokst.de