Trauer um Heinz Reinkober (1931 – 2020)
02.12.20
Wie wir erst jetzt erfahren haben, ist Heinz Reinkober am 23. September 2020 in Dresden verstorben.
Er stammte aus einer sozialdemokratisch orientierten Schuhmacherfamilie. Weil der Vater in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verstarb, sah sich der jugendliche Heinz Reinkober in der Verantwortung, für die Mutter und die jüngeren Geschwister zu sorgen. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk und ging auf ein Abendgymnasium.
Nach den Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Hitlerjugend lehnte Heinz Reinkober die uniformierten Aufmärsche der „Freien Deutschen Jugend“ ab. Er stieß zu einer Gruppe Jugendlicher, die Kontakt zum Ostbüro der SPD, zur sozialdemokratischen Jugendorganisation „Die Falken“ und zur „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ aufnahm. Die aus Westberlin geholten Flugblätter und Broschüren verteilte die Gruppe in Dresden. Die Gruppe wurde verraten und im Juni 1950 verhaftet.
Nach Verhören in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit auf der Königsbrücker Straße in Dresden verurteilte das Landgericht Dresden die oppositionellen Jugendlichen am 3. Oktober 1950 wegen „Boykotthetze“ zu Strafen zwischen 30 Monaten und 13 Jahren. Heinz Reinkober erhielt drei Jahre Zuchthaus.
Um seine Familie zu unterstützen, blieb Heinz Reinkober nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus Ichtershausen im Juni 1953 in der DDR. Neben seinem Beruf als Schuhmacher beschäftigte er sich intensiv mit der Edelsteinkunde. Bis zuletzt hat er sein Wissen an den Schulen für Uhrmacher und Goldschmiede in Dresden und Glashütte weitergegeben.
Das Zeitzeugengespräch, das wir mit Heinz Reinkober führen durften, hat Eingang in unsere ständige Ausstellung gefunden. Wir erinnern uns an einen lebenslustigen und freundlichen Menschen.
Kontakt:
Dr. Gerald Hacke (Wissenschaftliche Dokumentation und Ausstellungsbetreuung)
0351 46331952
gerald.hacke@stsg.de