Bewegende Momente: Dreharbeiten mit Friedhelm Thiedig im DIZ Torgau
29.06.20
Als junger Student war Friedhelm Thiedig dreieinhalb Jahre im DDR-Gefängnis in Torgau in Haft. Vor wenigen Tagen kehrte der 87-Jährige mit einem Filmteam nach Torgau zurück. Seine Erzählungen vor der Kamera über den Alltag und die Demütigungen in der Haft in Torgau waren bewegend.
Friedhelm Thiedig gehörte in den 1950er Jahren in Halle an der Saale zu einer studentischen Widerstandsgruppe. Unter anderem verschickte er heimlich die Satire-Zeitschrift „Tarantel“, die in West-Berlin hergestellt wurde. Schon nach kurzer Zeit wurde er verhaftet und verurteilt. Zusammen mit fünf anderen Gefangenen verbrachte er Jahre in einer acht Quadratmeter großen Zelle in der Torgauer Strafanstalt. Er musste in drei Schichten im anstrengenden „Schrott-Kommando“ arbeiten. Auch während des DDR-weiten Volksaufstands vom 17. Juni 1953 war er in Torgau in Haft. Politische Häftlinge wie er wurden in den folgenden Monaten im Gefängnis isoliert. Ihnen wurden die Haare geschoren, um sie bei Fluchtversuchen erkennbar zu machen.
Aus den Aufnahmen der Filmproduktionsfirma Zone 5 in Berlin entsteht eine multimediale Website. Sie handelt von der Lebensgeschichte Friedhelm Thiedigs. Außerdem stellt sie die – heute weitgehend unbekannte – Satire-Zeitschrift „Tarantel“ vor und zeigt, dass Satire ein Mittel des zivilen Ungehorsams in der DDR war.
Elisabeth Kohlhaas (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im DIZ Torgau)
Tel.: 03421 7739681
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